Die Frage nach einem selbstbestimmten Sterben zählt ethisch zu den schwierigsten überhaupt. Besonders drängend stellt sie sich in den Hospizen. Wie denken deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über das Thema?
Eine neue Studie hat erstmals die Einstellung von Hospizmitarbeitenden zu einer möglichen gesetzlichen Regelung des assistierten Suizids untersucht. Die nun im Fachblatt “Healthcare” veröffentlichte Befragung der 558 Teilnehmer aus 32 deutschen Hospizeinrichtungen kommt dabei zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen, wie die katholische österreichische Nachrichtenagentur Kathpress (Mittwoch) berichtet. Über ein entsprechendes Gesetz wird derzeit in Deutschland diskutiert.
Laut der Untersuchung stimmten knapp 29 Prozent der Befragten “eher zu”, 19 Prozent “voll und ganz”, dass ärztlich begleiteter Suizid zulässig sein sollte. Zugleich lehnten 40,7 Prozent eine persönliche Beteiligung ab. Besonders groß ist die Angst vor emotionaler Überforderung (34,1 Prozent), erhöhter Arbeitsbelastung (32,6) und häufiger werdenden Konflikten mit Patienten (31,7).
Hinzu kommt eine starke Verunsicherung: Rund 80 Prozent der Teilnehmenden gaben an, ihre Einrichtungen seien auf Anfragen zum assistierten Suizid nicht ausreichend vorbereitet. Es fehlen laut der Erhebung konkrete Leitlinien, Supervision, psychologische Begleitung sowie Fortbildungsangebote. Viele Mitarbeitende fühlen sich den Angaben zufolge mit der gesellschaftlichen und berufsethischen Herausforderung alleingelassen.
In der Erhebung wurde zudem deutlich, dass der Wunsch nach assistiertem Suizid häufig weniger als Ausdruck eines klaren Sterbeentschlusses zu verstehen sei, sondern als Zeichen existenzieller Not, etwa durch Einsamkeit, Kontrollverlust oder Angst. Die Studienautoren warnen vor einer zunehmenden Tendenz, den assistierten Suizid als scheinbar pragmatische Lösung anzusehen, während palliative Möglichkeiten ungenutzt bleiben könnten.
Bestätigt werden diese Ergebnisse durch das D-A-CH-Forum Suizidprävention und assistierter Suizid, ein Zusammenschluss von Fachleuten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. In seiner “Ittinger Erklärung 2025” betont das Netzwerk: Der Mensch wolle in der Regel “nicht sterben, sondern ‘so’ nicht mehr leben”. Die Entwicklung in der Langzeitpflege zeige, dass pflegebedürftige Menschen zunehmend aus dem Gefühl heraus, zur Last zu fallen, den Suizid als “gutes Ende” sähen – was laut dem Forum eine “gefährliche Entsolidarisierung” darstellt.
Als Kernforderungen nennen die Experten: verpflichtende Schulungen zum Umgang mit Sterbewünschen, klare Schutzregelungen für die Gewissensfreiheit von Pflegekräften sowie den Aufbau unterstützender Strukturen innerhalb von Gesundheitseinrichtungen. Eine menschenwürdige Begleitung bis zuletzt sei nur möglich, wenn Mitarbeitende auf allen Ebenen professionell, ethisch reflektiert und interdisziplinär geschult seien.