Jedes Jahr legen Misereor und das Bündnis erlassjahr.de ihren Schuldenreport vor. Damit machen sie auf die wirtschaftliche Lage ärmerer Staaten aufmerksam – und dringen auf Änderungen im globalen Wirtschaftssystem.
In Asien, Afrika und Lateinamerika leiden viele Staaten unter hohen Schulden. Mindestens 47 “sehr hoch belastete Länder” müssten in den kommenden drei Jahren 15 Prozent oder mehr ihrer Staatseinnahmen an ausländische Gläubiger abführen, teilten Misereor und das Bündnis erlassjahr.de am Montag bei der Vorstellung ihres Schuldenreports in Berlin mit. Weitere 28 Länder seien hoch belastet; in 13 Ländern bestehe ein “latentes Belastungsrisiko”.
Die Zahlungsverpflichtungen verringerten den Handlungsspielraum der betroffenen Staaten etwa mit Blick auf Armutsbekämpfung, Bildung oder das Gesundheitssystem, hieß es. Zu den besonders von dieser Entwicklung betroffenen Ländern zählten Pakistan und Kenia, aber auch Suriname in Südamerika und Sri Lanka, so erlassjahr.de-Referentin Malina Stutz.
In den sehr hoch belasteten Ländern seien insgesamt etwa 231 Millionen Menschen von extremer Armut betroffen, ergänzte Misereor-Vertreter Klaus Schilder. “Das sind rund 18 Prozent der Bevölkerung und damit gut doppelt so viele wie im weltweiten Durchschnitt.” Schilder sprach mit Blick auf diese Zahlen von einem “Armutszeugnis im 21. Jahrhundert”.
Misereor und erlassjahr.de riefen die Bundesregierung auf, sich für eine “umfassenden Reform der internationalen Schuldenarchitektur” einzusetzen. Dazu gehörten Verhandlungen zu einer UN-Schuldenrahmenkonvention und ausreichend umfassende Schuldenstreichungen.
Der Schuldenreport wird jedes Jahr vom deutschen Entschuldungsbündnis erlassjahr.de und Misereor herausgegeben. Er untersucht die Belastung durch Auslandsschulden von Staaten weltweit sowie die Rolle Deutschlands in der internationalen Entschuldungspolitik und gibt Empfehlungen für den Umgang mit der globalen Schuldenkrise. In der am Montag vorgestellten Auflage wurden erstmals alle Länder der Welt in die Analyse mit aufgenommen.