Forscher sehen den ersten Kipppunkt im globalen Klimasystem erreicht. Tropische Korallenriffe sind laut einem neuem Bericht kaum noch zu retten. Und weitere Veränderungen werden erwartet.
Tropische Korallenriffe wird es in Zukunft nach Ansicht von Klimaforschern weltweit kaum noch geben. Der Klimawandel auf der Erde habe jetzt einen ersten sogenannten Kipppunkt erreicht, wie Autoren des am Montag veröffentlichten “Global Tipping Points Report 2025” in Frankfurt erklärten. Das Absterben zahlreicher tropischer Korallenriffe sei infolge steigender Temperaturen der Weltmeere nur noch unter größten Anstrengungen verhinderbar. Der Bericht geht zudem davon aus, dass sich die globale Durchschnittstemperatur in den kommenden Jahren um 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit erhöht haben wird.
Dann trete die Welt in eine Phase ein, in der das Überschreiten weiterer Klimakipppunkte riskiert werde, die dann wiederum weitreichende Folgen haben könnten. Die Autoren verweisen dabei etwa auf den Anstieg des Meeresspiegels durch das Abtauen der großen Eisschilde oder globale Temperaturveränderungen im Falle einer dramatischen Veränderung der atlantischen Meeresströmung.
Teile der polaren Eiskappen hätten möglicherweise bereits ebenfalls Kipppunkte überschritten. Ihr weiteres Schmelzen könnte zu einem irreversiblen Anstieg des Meeresspiegels um mehrere Meter führen.
“Die verheerenden Folgen des Überschreitens von Klima-Kipppunkten bedrohen unsere Gesellschaften massiv”, sagte Co-Leitautor Nico Wunderling von der Goethe-Universität in Frankfurt. Es bestehe das Risiko, dass das Kippen eines Klimasystems das Kippen anderer Systeme auslöst oder beschleunigt.
Unter einem solchen Kipppunkt verstehen die Autoren des Berichts nach eigenen Angaben das Erwärmungsniveau, ab dem solche Systeme selbstverstärkenden und oft unumkehrbaren Veränderungen unterliegen. Dann würden etwa viele der tropischen Korallenriffe absterben, selbst wenn die Menschheit die weitere Klimaerhitzung begrenzt.
Rund zwei Dutzend Teilsysteme des globalen Klimasystems haben den Angaben entsprechend solche Kipppunkte. An dem Report seien mehr als 100 Wissenschaftler aus über 20 Ländern beteiligt gewesen. Dieser wurde nun mit Blick auf die 30. Weltklimakonferenz veröffentlicht, die im November im brasilianischen Belem stattfindet.