Studie: Schüler fühlen sich gesund, bewegen sich aber zu wenig

In einer internationalen Untersuchung bescheinigen sich deutsche Schüler überwiegend eine gute Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Manche Ergebnisse lassen dennoch aufhorchen.

Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen in Deutschlands Schulen bewegt sich nach Expertenmeinung zu wenig, schätzt die eigene Gesundheit laut einer Umfrage aber als gut ein. Zu diesem Befund kommt eine Studie, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Passend dazu veröffentlichte die Krankenkasse KKH eine Auswertung ihrer Versichertendaten, nach der immer mehr Kinder und Jugendliche an motorischen Entwicklungsstörungen litten – wegen Bewegungsmangel.

Laut der internationalen Erhebung „Health Behaviour in School-aged Children“ (Gesundheitsverhalten von Kindern im Schulalter) ist die Gesundheit von Schülerinnen und Schülern in Deutschland stark von Wohlstand, Alter und Geschlecht abhängig. Bundesweit beteiligten sich 6.475 Schüler im Alter von 11 bis 15 Jahren an der 2022 in 51 Ländern durchgeführten Befragung. Sie wurde in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation entwickelt und wird alle vier Jahre aktualisiert. In Deutschland hat ein Forschungsverbund unter Leitung der Technischen Universität München und der Universitätsmedizin Halle die Daten erhoben.

Der repräsentativen Umfrage zufolge bewegten sich in Deutschland nur etwa jedes zehnte Mädchen und jeder fünfte Junge täglich – wie von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen – mindestens 60 Minuten. Dabei galt: Je älter die Befragten waren, desto weniger bewegten sie sich.

Der Kinderschutzbund forderte angesichts der Ergebnisse mehr Bewegungsmöglichkeiten im Alltag: „Was wir brauchen, sind sichere Schulwege, die von Kindern zu Fuß bewältigt werden können. Spielplätze, die Kinder zum Wettkampf herausfordern. Freiräume, die Abenteuer ermöglichen“, sagte Bundesgeschäftsführer Daniel Grein der „Rheinischen Post“ (Montag online).

Die Krankenkasse KKH warnte davor, dass Bewegungsmangel in jungen Jahren auf Kosten der körperlichen Fitness gehe. Er führe zu weniger Ausdauer, Beweglichkeit, Muskelkraft und Koordinationsfähigkeit. Das könne langfristig fatale körperliche wie seelische Folgen haben. Laut KKH ist der Anteil der von motorischen Entwicklungsstörungen betroffenen 6- bis 18-Jährigen zwischen 2012 und 2022 von 2,1 auf 3,1 Prozent gestiegen. Bewegung werde im digitalen Alltag oft vernachlässigt, zu groß seien die Verlockungen von Videospielen, Podcasts und Sozialen Medien, erklärte Vijitha Sanjivkumar vom Kompetenzteam Medizin der Kasse.

84 Prozent der Kinder und Jugendlichen schätzten ihre eigene Gesundheit derweil in der internationalen Studie als gut ein. 87 Prozent berichteten von einer hohen Lebenszufriedenheit. Dieser Wert lag zwar unter dem der vorherigen Befragung von 2017/18, aber über denen von 2009/10 und 2013/14.

In Familien mit niedrigem Wohlstand gaben 24 Prozent der weiblichen Heranwachsenden eine niedrige Lebenszufriedenheit an, doppelt so viele wie aus Familien mit hohem Wohlstand. Unter männlichen Heranwachsenden lag der Anteil in ärmeren Familien mit 17 Prozent dreimal so hoch wie in reicheren. Weiterhin bewege sich die gesundheitliche Ungleichheit zwischen Schülern aus Familien mit unterschiedlichem Wohlstand auf hohem Niveau, so die Forscher.

Aus den Umfragen lasse sich zwischen 2010 und 2022 generell ein kontinuierlicher Anstieg von psychosomatischen Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen, Einschlafprobleme oder Gereiztheit beobachten, hieß es weiter. Mädchen, Heranwachsende mit diversem Geschlecht sowie ältere Jugendliche berichteten häufiger von einer schlechten Gesundheit, einer niedrigeren Lebenszufriedenheit oder psychosomatischen Beschwerden.