Studie: Ohne Zuwanderung bricht der Arbeitsmarkt ein
Ein Viertel weniger Arbeitskräfte bis 2060: Ohne Zuwanderung droht dem deutschen Arbeitsmarkt laut einer neuen Studie ein massiver Einbruch. Zwei Bundesländer sind besonders betroffen.
Ohne Zuwanderung würde der deutsche Arbeitsmarkt einer Studie zufolge in den nächsten Jahrzehnten dramatisch einbrechen. Das teilte die Bertelsmann-Stiftung am Dienstag in Gütersloh mit. Die Zahl der Arbeitskräfte würde demnach bis 2040 um rund 10 Prozent zurückgehen – von derzeit 46,4 Millionen auf 41,9 Millionen. Bis 2060 würde sie sogar auf 35,1 Millionen und damit um 25 Prozent sinken. Um den Bedarf des zukünftigen Arbeitsmarkts zu decken, brauche es bis 2040 jährlich rund 288.000 Arbeitskräfte aus dem Ausland.
“Der demografische Wandel, der mit dem Ausscheiden der Babyboomer in den kommenden Jahren den deutschen Arbeitsmarkt vor große Herausforderungen stellt, erfordert auch Zuwanderung”, erklärte die Migrationsexpertin der Stiftung, Susanne Schultz. “Natürlich muss vorrangig das inländische Arbeitskräftepotenzial – sowohl von Einheimischen als auch von bereits Zugewanderten – entwickelt und die Arbeitsmarktbeteiligung erhöht werden. Aber der künftige Arbeitskräftebedarf bis 2040 wird damit allein nicht gedeckt werden können.”
Nach Ansicht von Schultz bietet das vor einem Jahr reformierte Fachkräfteeinwanderungsgesetz neue Möglichkeiten für an Deutschland interessierte Arbeitskräfte. Zugleich brauche es eine ausgeprägte Willkommenskultur in Behörden, Unternehmen und Kommunen sowie längerfristige Bleibeperspektiven für die Zugewanderten.
Die Bundesländer wären nach Angaben der Stiftung von ausbleibender Zuwanderung bis 2040 sehr unterschiedlich betroffen: Besonders stark wäre der Rückgang der Arbeitskräfte in Thüringen und im Saarland – mit Werten deutlich über 10 Prozent. Weniger ausgeprägt wäre er in Hamburg, Berlin oder Brandenburg. Wie hoch der Zuwanderungsbedarf für die einzelnen Bundesländer ist, hänge aber auch vom regionalen Strukturwandel ab. Besonders viele Arbeitskräfte würden demnach in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Berlin und Hamburg benötigt.
Die Studie “Zuwanderung und Arbeitsmarkt – eine Analyse für Deutschland und die Bundesländer” wurde von Volkswirten des staatlichen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg und der Hochschule Coburg erstellt. Grundlage für ihre Berechnungen ist eine aktuelle Projektion des Arbeitskräftebedarfs bis 2040 durch das IAB und das Bundesinstitut für Berufsbildung.