Der Verschwörungsglaube ist in Deutschland seit dem Ende der Corona-Beschränkungen offenbar leicht zurückgegangen. Ein Fünftel bis zu fast einem Drittel der Bevölkerung bleibe jedoch ansprechbar für Verschwörungsnarrative, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Donnerstag in Gütersloh zur Veröffentlichung einer Studie im Rahmen des Religionsmonitors. Zugleich sei das politische Misstrauen gewachsen.
Demnach hielten es im vergangenen Jahr 28 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland für wahrscheinlich, dass geheime Organisationen großen Einfluss auf die Politik ausüben. Zwei Jahre zuvor waren es noch 33 Prozent gewesen. 17 Prozent halten es für gut möglich, dass der Staat alle Bürgerinnen und Bürger genau überwacht.
Größter Risikofaktor für Verschwörungsanfälligkeit sei politisches Misstrauen, erklärte die Stiftung weiter. Innerhalb der vergangenen zwei Jahre habe sich dieses Misstrauen von 42 Prozent auf 48 Prozent der Befragten ausgeweitet.
Auch wenn der Verschwörungsglaube insgesamt rückläufig sei, könne daher keine Entwarnung gegeben werden, sagte die Expertin für Religion und Zusammenhalt bei der Bertelsmann Stiftung, Yasemin El-Menouar. Dieses Risikopotenzial könne aktiviert werden, wenn erneut eine tiefgreifende Krise eintrete. Unter Verschwörungsglaube würden Einstellungen verstanden, denen zufolge angeblich geheime Organisationen den Politikbetrieb maßgeblich beeinflussten und der Staat die Bevölkerung überwache.
Die Ergebnisse der Studie „Verschwörungsglaube als Gefahr für Demokratie und Zusammenhalt. Erklärungsansätze und Prävention“ basieren nach Angaben der Stiftung auf den Daten des Religionsmonitors vom Juli 2022 sowie auf einer Nacherhebung in Deutschland im September 2024. Bei der Nacherhebung befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa mehr als 3.000 Menschen in Deutschland ab 18 Jahren. Für den Religionsmonitor 2023 hatte das Sozialforschungsinstitut Infas in Deutschland 4.363 Menschen befragt.