Studie: Kita-Beschäftigte fallen häufiger wegen Krankheit aus
Wenn Mitarbeitende in Kitas wegen Krankheit fehlen, belastet das die übrigen Fachkräfte. Einen solchen Teufelskreis zu zerschlagen, fordern die Bertelsmann-Stiftung und ein Fachkräfte-Forum.
Kita-Mitarbeitende sind nach einer Analyse der Bertelsmann-Stiftung überdurchschnittlich oft krank. Die Politik müsse auf die “dramatisch hohen Krankheitsausfälle” reagieren, um eine gute frühkindliche Bildung sicherzustellen, heißt es in einem am Dienstag in Gütersloh veröffentlichten Positionspapier, das die Stiftung gemeinsam mit einem Fachkräfte-Forum veröffentlichte. Darin wirken Erziehende, Leitungskräfte und Fachberatende aus allen Bundesländern mit.
2023 seien Beschäftigte in der Kinderbetreuung und -erziehung durchschnittlich an 30 Tagen und damit 10 Tage mehr als alle Berufstätigen arbeitsunfähig gewesen, zitiert die Stiftung Daten der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Der Anteil der Arbeitsunfähigkeitstage habe im vergangenen Jahr im Kita-Bereich rund 8 Prozent betragen; der Mittelwert aller Berufsgruppen liege dagegen bei rund 6 Prozent. Von 2021 bis 2023 seien die Fehltage des Kita-Personals um rund 26 Prozent sehr stark angestiegen.
“Viele Kitas stecken in einem Teufelskreis”, erklärte Anette Stein, Expertin der Stiftung für frühkindliche Bildung. “Aufgrund der steigenden Krankenstände fallen immer mehr Fachkräfte aus, wodurch die Überlastung für die verbleibenden Beschäftigten weiter zunimmt.” Für die Vertretung brauche es qualifizierte Mitarbeitende, deren Finanzierung gesetzlich geregelt werden müsse.
Am häufigsten fielen Kita-Beschäftigte wegen Atemwegsinfektionen aus, hieß es unter Bezug auf Daten der Techniker Krankenkasse. Auf Platz zwei folgten psychische Erkrankungen, die im Kita-Bereich in den vergangenen Jahren stark und überdurchschnittlich gestiegen seien.
Angesichts der Ausfallzeiten müssten laut Bertelsmann und Fachkräfte-Forum bundesweit zusätzlich knapp 97.000 Vollzeitkräfte für Vertretungen eingestellt werden, davon 25.000 in Ost- und 72.000 in Westdeutschland. Dies würde zusätzliche Personalkosten von rund 5,8 Milliarden Euro pro Jahr verursachen, hieß es. Im Rahmen der Verhandlungen über die Fortsetzung des Kita-Qualitätsgesetzes sollten sich Bund und Länder auf einen gemeinsamen Standard einigen, der Vertretungen für Ausfallzeiten garantiere.
Im Osten gibt es laut Stiftung und Fachkräfte-Forum aufgrund zurückgehender Kinderzahlen die Chance, frei werdende Fachkräfte für Vertretungen zu nutzen. Unzureichend ausgebildete Mitarbeitende dürften nicht auf die Personalbemessung angerechnet werden. Es komme darauf an, die pädagogische Qualifizierung von Quereinsteigerinnen und -einsteigern berufsbegleitend voranzutreiben.
Die Gewerkschaft GEW forderte von Bund und Ländern “schnelle und gezielte Maßnahmen”. Es dürften aber nicht ausreichend ausgebildete Mitarbeitende als Vertreter eingesetzt und die pädagogischen Standards gesenkt werden.