Studie: Kinder werden zu wenig beteiligt

Junge Menschen in spezifischen Lebenslagen werden laut einer Studie häufig in ihren Rechten verletzt. Das ergab eine erste Untersuchung zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Sachsen, die am Donnerstag in Dresden vorgestellt wurde. Demnach werden Kinder und Jugendliche zu wenig an Entscheidungen im privaten und öffentlichen Umfeld beteiligt.

Mehr als die Hälfte der Befragten hätten erlebt, dass etwas für sie Wichtiges über sie hinweg entschieden wurde. 48 Prozent von ihnen hätten schon häufiger etwas für sie Bedeutendes von Erwachsenen nicht verständlich erklärt bekommen. 44 Prozent bekamen häufiger keine Rückmeldung, nach dem sie sich bei Erwachsenen beschwert hatten.

Die Projektleiterin der Studie, Anne Valtin, sagte, die Meinung von jungen Menschen in besonderen Lebenslagen werde viel zu selten berücksichtigt. Dies gelte besonders bei der kommunalen Beteiligung. Wie die Studie ergab, werden 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Kommunen „nie“ oder nur „selten“ nach ihrem Standpunkt gefragt. In anderen Lebensbereichen würden immerhin nur 20 Prozent der Betroffenen nicht befragt.

Für die nicht repräsentative Studie wurden junge Menschen gezielt angesprochen, die erst seit kurzem in Deutschland leben, die sich als queer identifizieren, die nicht in ihren Herkunftsfamilien leben oder die behindert sind. In Auftrag gegeben hatte die Befragung die sächsische Kinder- und Jugendbeauftragte, Susann Rüthrich. Die Kosten belaufen sich laut Sozialministerium auf rund 148.000 Euro.

Rüthrich betonte, dass viele Kinder und Jugendliche bereits ihre Rechte kennen, aber noch lange nicht alle. Dass sich Minderjährige im öffentlichen Raum nicht immer sicher fühlten und dass sie unter Diskriminierung litten, sei ein Grund zu handeln. Etwa drei Viertel der jungen Menschen gaben an, mindestens einmal schon von anderen beleidigt oder auf andere Art diskriminiert worden zu sein, etwa wegen ihres Körpers oder ihrer Hautfarbe.

Befragt wurden 79 Kinder und Jugendliche zwischen acht und 17 Jahren in persönlichen Interviews. Zudem beteiligten sich 333 junge Menschen sowie 404 Erwachsene an einer Onlinebefragung. Berücksichtigt wurden verschiedene Lebensbereiche von Kindern, etwa Familie, Schule, Kommune und Vereine.

Sachsens Sozial- und Jugendministerin Petra Köpping (SPD) appellierte, den Blick der Minderjährigen aufzunehmen. „Die Studie liefert einen wertvollen Blick von Kindern und Jugendlichen selbst“, sagte sie. Die Rechte der Jüngsten seien stets mitzudenken. Denkbar sei etwa eine Kindersprechstunde in ihrem Ministerium.

Laut UN-Kinderrechtskonvention müssen Erwachsene Kinder und Jugendliche über alles, was sie betrifft, in einer verständlichen Art und Weise informieren. Dazu zähle auch, dass junge Menschen eine Rückmeldung dazu erhalten, inwiefern ihre Meinung berücksichtigt wird.

Ein Anliegen von Kinderrechten sei auch, dass sich Minderjährige immer an eine Ansprechperson wenden können, wenn sie Probleme haben, hieß es weiter. Dies sei aus Sicht der Befragten nicht immer der Fall. So ergab die Studie, dass mehr als 60 Prozent der jungen Menschen in besonderen Lebenslagen in ihrer Kommune keine Ansprechpartner haben.