Radikalisierung auf Tiktok und Youtube: Islamisten sprechen einer Studie zufolge gezielt Jugendliche mit Frust-Erfahrung an. Was Fachleute jetzt von den Plattformen fordern.
Islamisten adressieren laut einer Studie gezielt junge Menschen im Internet, die bereits Ausgrenzungserfahrungen gemacht haben. Der Zugang zu extremistischen Inhalten erfolge oft über emotional aufgeladene Darstellungen, teilte die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen am Dienstag in Düsseldorf mit. Rassismus und Ausgrenzung würden in Beiträgen gezielt thematisiert, um Vertrauen aufzubauen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen. Zudem versuchten Extremisten in den Kommentarbereichen, Nutzer in Chatgruppen zu locken.
Für die Studie “Digitale Grauzonen: Radikalisierungspotentiale von islamistischen Videos und Kommentarspalten” haben Forscher im Auftrag der Landesanstalt Videobeiträge auf Tiktok und Youtube untersucht. Außerdem wurden 1.800 Kommentare ausgewertet und 53 Fachkräfte aus der Islamismusprävention befragt.
In den Videos sind den Angaben zufolge zwar oft radikale, aber keine illegalen Aussagen zu finden. In den Kommentarspalten eskaliere der Diskurs hingegen oft in rechtswidrige Aussagen. Dort stünden sich teilweise Nutzer unterschiedlicher extremistischer Strömungen ohne Moderation gegenüber. Zwar könnten rechtswidrige Aussagen im Netz zur Anzeige gebracht werden. Damit sich solche Ansichten aber nicht verbreiten, sieht die Landesanstalt die Plattformen in der Pflicht. Sie fordert zudem mehr Aufklärung zu Online-Radikalisierung – für Eltern, Lehrkräfte und junge Menschen.