Die Bundeswehr braucht Verstärkung. Ob ein freiwilliger Wehrdienst ausreicht – darüber ist ein politischer Streit entstanden. Eine Umfrage aus Hamburg zeichnet ein klares Bild.
Hamburger Rechtswissenschaftler sehen auf Grundlage einer neuen Umfrage keine Notwendigkeit für die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Über ein freiwilliges Modell ließe sich auch ohne Zwang eine Verstärkung der Bundeswehr erreichen, erklärte Rechtswissenschaftler Peter Wetzels laut einer Mitteilung der Universität Hamburg von Mittwoch. “Zumindest empirisch besteht daher keine Notwendigkeit zur Wiedereinführung einer Wehrpflicht”, sagte Wetzels.
Laut Uni-Angaben wurden im Juli dieses Jahres 2.279 Menschen im Alter von 18 bis 70 Jahren zu Wehrpflicht und Verteidigungsbereitschaft repräsentativ befragt. 18 Prozent aller Teilnehmer mit deutscher Staatsbürgerschaft, die bislang weder Militär- noch Zivildienst geleistet haben, bekundeten demnach Interesse an einem freiwilligen sechsmonatigen Grundwehrdienst. Bei den 18- bis 29-Jährigen habe der Anteil mit 19 Prozent etwas höher gelegen.
Konservativ geschätzt seien mindestens 175.000 junge Männer und 70.000 Frauen im Alter von 18 bis 29 Jahren in der Bevölkerung zu finden, die für einen Dienst in der Bundeswehr auf freiwilliger Basis gewonnen werden könnten, so Wetzels. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte im Juni erklärt, dass die Bundeswehr bis zu 60.000 zusätzliche Soldaten im aktiven Dienst brauche.
In der Online-Umfrage lehnten laut Angaben 30 Prozent jede Form der Wehrpflicht ab. Am meisten Zustimmung (42 Prozent) fand ein Modell mit einem einjährigen Dienst für Männer und Frauen, der wahlweise in der Bundeswehr oder in sozialen Einrichtungen geleistet werden kann.