Studie: Finanzbranche investiert am meisten in Lobbyarbeit

Die Finanzwirtschaft hat im Jahr 2022 rund 43 Millionen Euro in ihre Lobbyarbeit in Berlin investiert. Das meldet der „Tagesspiegel“ (Montag) unter Berufung auf eine Studie des Vereins „Finanzwende“. Mit 610 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seien die Interessenvertreter der Finanzwirtschaft in der Hauptstadt so stark präsent wie keine andere einzelne Branche, heißt es weiter.

Selbst branchenübergreifende Großverbände wie der Bundesverband der Deutschen Industrie hatten laut Studie mit einem Budget von gut 40 Millionen weniger Finanzkraft als die Interessenvertreter der Finanzbranche. Die Interessenvertreter der Energiewirtschaft kamen demnach 2022 auf ein Budget von 23,5 Millionen Euro, die der Auto-Industrie auf 22,8 Millionen Euro, und die der Chemieindustrie konnten über 21,9 Millionen Euro verfügen. Allein der Bundesverband deutscher Banken habe 2002 gut 6 Millionen Euro für Lobbyismus in Berlin aufgewendet, der Deutsche Sparkassen- und Giroverband gut 4 Millionen Euro.

Als bemerkenswert hoch bezeichnet die Untersuchung den Budgetanstieg des Kreditkarten-Konzerns American Express Europe. Von 2021 auf 2022 erhöhte das Unternehmen den Angaben zufolge sein jährliches Lobbybudget um 3.000 Prozent: von 5.000 auf 155.000 Euro. Die Münchener Rück habe ihr Budget im gleichen Zeitraum um 251,85 Prozent aufgestockt: von 135.000 Euro auf 475.000 Euro.

Die Geschichte des Vereins „Finanzwende“ beginnt 2018; Leiter ist der ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Gerhard Schick. Der Verein setzt sich laut eigenen Angaben für „faire, stabile und nachhaltige Finanzmärkte“ ein. Die jetzt vorgelegte Studie bezieht sich auf die 100 finanzstärksten Einträge im Lobbyregister für die Interessenvertretung gegenüber Bundestag und Bundesregierung; die Zahlen stammen aus dem Jahr 2022.