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Studie: Fachkräftemangel verschärft sich durch Jobwechsel

Beschäftigte in Branchen mit Fachkräftemangel wechseln laut einer Studie häufig in Bereiche mit weniger Personalengpässen. Damit gehe dringend benötigtes Fachwissen verloren, der Fachkräftemangel verschärfe sich, warnte die Bertelsmann Stiftung am Dienstag in Gütersloh bei der Veröffentlichung einer Studie zum Fachkräftemangel. Das treffe besonders Bereiche wie Pflege oder Handwerk.

In den Jahren von 2022 bis 2023 verließen laut der Studie etwa 191.000 Menschen den Engpassbereich zugunsten von Jobs ohne Fachkräftemangel. Neu dazu kamen aus diesen Bereichen hingegen 167.000 Menschen. Gründe für die Abwanderung seien unter anderem schlechte Arbeitsbedingungen und zu geringe Löhne, erklärte die Stiftung. „Wenn wir 24.000 Fachkräfte in einem Jahr verlieren, dann entspricht dies der Einwohnerzahl einer Kleinstadt“, warnte die Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung, Luisa Kunze. „Wir müssen diesen Trend umkehren.“

Menschen aus Engpassberufen wechselten häufig in für sie fremde Berufe, hieß es. Mehr als ein Drittel ändere die berufliche Ausrichtung beim Wechsel komplett. Das gelte besonders für Beschäftigte, die den Gesundheits- und Pflegebereich verließen. Dort orientierten sich rund zwei Drittel komplett um. Damit gingen besonders im Pflegebereich für den Arbeitsmarkt wichtige Kompetenzen vollständig verloren, erklärte Kunze.

Von 522 besonders relevanten Berufen hat die Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2023 183 als Engpassberufe eingestuft. Rund 40 Prozent der Beschäftigten arbeiteten demnach derzeit in Berufen mit messbarem Fachkräftemangel, dazu zählten Kranken- und Altenpflege, Bau- und Handwerksberufe sowie der IT-Bereich. Die Stiftung empfahl, diese Berufe durch einen Mix aus höheren Löhnen, Entwicklungsperspektiven und reduzierter Arbeitsbelastung attraktiver zu machen.

Für die Studie wurden Stichproben der Integrierten Arbeitsmarktbiografien (SIAB), dem Sozio-ökonomischen Panel (SOEP), dem IAB-Berufepanel sowie der Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit herangezogen. Untersucht wurden die Zahlen der Zeiträume 2013 bis 2019 sowie 2022 bis 2023. Die Studie wurde in Auftrag der Stiftung am RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung erstellt.