Studie: Einsamkeit bei Jüngeren hält an – nicht nur durch Corona

Auch drei Jahre nach den strengsten Kontaktbeschränkungen fühlen sich viele junge Menschen einsam – mehr als vor der Pandemie. Fachleute meinen: Corona allein reicht nicht als Erklärung.

Fast jeder zweite junge Mensch fühlt sich einsam: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann Stiftung, die am Montag in Gütersloh veröffentlicht wurde. “Stark einsam” sind demnach elf Prozent, “moderat einsam” 35 Prozent. Zwischen 19 und 22 Jahren ist die Einsamkeit am stärksten ausgeprägt, hieß es.

Insgesamt berichtete die Altersgruppe zwischen 16 und 30 Jahren von einer mäßigen Lebenszufriedenheit. Je einsamer jemand sich fühlt, desto geringer sei auch die Lebenszufriedenheit. Besonders häufig betroffen sind laut Studie junge Menschen, die geschieden oder verwitwet sind, arbeitslos sind, einen niedrigen Schulabschluss haben, in mittelgroßen Städten leben oder einen Migrationshintergrund haben.

Die Werte liegen den Angaben zufolge weiterhin deutlich über jenen von vor der Corona-Zeit. “Die Zunahme der Einsamkeit scheint in dieser Altersgruppe somit nachhaltig zu sein”, hieß es. Der Anstieg könne zudem nicht allein durch die Kontaktbeschränkungen der Pandemie erklärt werden.

Einfluss könnten veränderte Bedingungen des Erwachsenwerdens haben, veränderte Kommunikations- und Umgangsformen sowie ein “allgemeiner Krisenmodus”. Auch könne es eine Rolle spielen, dass Arbeitsstellen und Beziehungen häufiger als früher gewechselt oder beendet würden. Welche dieser Ursachen wie stark wirke, müsse weiter untersucht werden. Auch gebe es Anzeichen dafür, dass die Anzahl der Kontakte inzwischen wieder als ausreichend empfunden werde – deren Qualität jedoch nicht.

Die Fachleute sehen junge Menschen als “neue Risikogruppe” für Einsamkeit. Lernen könne man von Ländern, die bereits Ideen zur Bekämpfung von Einsamkeit entwickelt hätten – und von jungen Leuten selbst. Es brauche Lösungen, “die wirklich ihren Bedürfnissen entsprechen und ihnen helfen, sich weniger isoliert zu fühlen”. – Am Montag beginnt die Aktionswoche “Gemeinsam aus der Einsamkeit”, die Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) initiiert hat.