Studie bescheinigt Bundestagsrednern gute Verständlichkeit

Politikerinnen und Politiker halten verständlichere Reden als vielfach angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag vorgestellte Studie, die die Universität Hohenheim auf Anregung der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks erstellt hat. Die verständlichste Rede hielt demnach Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) zum Einzelplan ihres Ministeriums. Die formal unverständlichste Rede hielten der Studie zufolge die FDP-Politikerin Claudia Raffelhüschen in der Debatte zum Haushalt des Familienministeriums und Agnieszka Brugger (Grüne) in der Debatte zum Entwicklungshaushalt. Laut Studienergebnissen seien ihre Sätze im Schnitt doppelt so lang gewesen wie die von Stark-Watzinger.

Unter den Kabinettsmitgliedern bekleidet Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach Stark-Watzinger den zweiten Platz. Den letzten Platz belegt, wie auch im vorherigen Jahr, die Rede von Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) landete auf dem 57. Platz und damit im Mittelfeld des Rankings. Die verständlichsten Bundestagsreden wurden der Studie zufolge von Politikerinnen und Politikern der Linkspartei gehalten, darauf folgen die Reden von CDU/CSU. Den letzten Platz belegen die Rednerinnen und Redner der Grünen.

Im Durchschnitt liegt die formale Verständlichkeit der Reden in den Haushaltsdebatten zwischen 12,7 (Entwicklungsministerium) und 17,3 (Wirtschaftsministerium). Zum Vergleich: Doktorarbeiten in der Politikwissenschaft haben laut der Studie eine durchschnittliche Verständlichkeit von 4,3 Punkten. Die Reden der Vorstandsvorsitzenden auf den Jahreshauptversammlungen der 40 DAX-Unternehmen kamen im vorigen Jahr auf einen Wert von 13,7.

Für die Studie wurden 96 Reden aus der Haushaltsdebatte im vergangenen September untersucht. Grundlage der Studie ist der sogenannte Hohenheimer Verständlichkeitsindex. Er reicht von 0 (formal schwer verständlich) bis 20 (formal leicht verständlich). Er wird von einer Software ermittelt, die die Reden auf verbale Hürden für die Verständlichkeit prüft. Dazu gehören neben langen und verschachtelten Sätzen Fremd- und Fachwörter sowie Anglizismen.