Studie: Austritt aus der EU käme die Deutschen teuer zu stehen

Trotz aller Klagen über Brüssel: Laut einer neuen Untersuchung profitiert kein Land so von der EU wie Deutschland. Ein “Dexit” könnte jeden einzelnen bis zu 5.000 Euro kosten.

Ein möglicher Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union hätte laut einer Studie erhebliche Einkommenseinbußen zur Folge. Nach einem mittleren Szenario verlöre jeder Bürger fast 2.500 Euro pro Jahr, teilte die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft am Montag in Berlin mit. Laut der Untersuchung, die das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) im Auftrag der Initiative durchführte, wäre kein Land der EU von einem “Dexit” finanziell stärker betroffen als Deutschland selbst.

Aktuell erhält Deutschland den Forschern zufolge für jeden Euro, den es in die EU einzahlt, rund zwölf Euro an Wirtschaftskraft und Einkommen zurück. Ohne EU-Mitgliedschaft könnte das Realeinkommen langfristig um 137 bis 276 Milliarden Euro schrumpfen, im mittleren Szenario um gut 200 Milliarden Euro. Kurzfristig würden die Schäden noch gravierender ausfallen; demnach könnte das Realeinkommen um bis zu 5.000 Euro pro Kopf sinken.

Die Analyse unter Leitung von WIFO-Chef Gabriel Felbermayr zieht unter anderem Vergleiche zu Wirkungen des Brexit auf das Vereinigte Königreich. Die Studienautoren gehen davon aus, dass deutsche Exporte in die EU-Staaten im Fall eines Austritts stark abnehmen würden, während der Handel mit Drittstaaten die Verluste nicht ausgleichen könnte. In der Landwirtschaft läge der Rückgang der realen Wertschöpfung zwischen 5,8 und 10,2 Prozent.

Der Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Thorsten Alsleben, sagte, man könne Geldverschwendung, Ineffizienzen und Bürokratie in der EU kritisieren, aber unter dem Strich sei “wissenschaftlich erwiesen: Kein Land profitiert so von der EU wie Deutschland”.