Stuckrad-Barre: Neues Buch ist kein Schlüsselroman über Springer

Der neue Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre ist auf dem Markt. Die Handlung von „Noch wach?“ weist Parallelen zu den Vorfällen bei Springer auf. Dazu hat der Autor eine eigenwillige Erklärung.

Der Autor Benjamin von Stuckrad-Barre greift in seinem Roman "Noch wach?" die Ereignisse bei Springer auf
Der Autor Benjamin von Stuckrad-Barre greift in seinem Roman "Noch wach?" die Ereignisse bei Springer aufImago / APress

Star-Autor Benjamin von Stuckrad-Barre bestreitet, mit „Noch wach?“ einen Schlüsselroman über den Springer-Verlag geschrieben zu haben. „Schlüsselroman? Auf gar keinen Fall. Was ist das auch für ein unangenehmes Wort, was soll das überhaupt bedeuten?“, sagte Stuckrad-Barre dem Spiegel über das am Mittwoch erschienene Buch. Darin geht es unter anderem um Machtmissbrauch bei einem Fernsehsender, dessen Chef eine Affäre mit einer Volontärin beginnt.

Der Plot erinnert an den Fall des ehemaligen Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt, der nach Vorwürfen des Machtmissbrauchs im Oktober 2021 entlassen wurde. Reichelt bestreitet die Vorwürfe. Sein Anwalt Ben Irle erklärte nach Erscheinen des Buches dem Tagesspiegel, er sei beauftragt worden, den Inhalt des Buches zu prüfen. Ob gegen das Buch rechtlich vorgegangen werde, hänge vom Ergebnis der Prüfung ab.

„Anhand der Wirklichkeit frei erfunden“

„Ich würde niemals ein Buch über diesen Mann schreiben“, betonte Stuckrad-Barre, der mehrere Jahre für den Springer-Verlag gearbeitet hat, mit Blick auf Reichelt. „Mein Buch ist Literatur und kein Klatsch.“ Er interessiere sich „nicht für diesen Typen, sondern für einen bestimmten Typus Mensch“. „Macht und Geld – beides sind Herausforderungen für den Charakter“, erklärte Stuckrad-Barre: „Sich so was genau anzuschauen, ist Grundaufgabe eines Schriftstellers oder des Künstlers überhaupt.“

Auch die Vermutung, Springer-Chef Mathias Döpfner könnte als Vorlage für eine der Romanfiguren gedient haben, hält Stuckrad-Barre für unzulässig: „Das gesamte Personal dieses Romans ist anhand der Wirklichkeit frei erfunden“, lautet seine eigenwillige Erklärung. Mit Döpfner verband Stuckrad-Barre eine jahrelange Freundschaft, inzwischen hat sich der Schriftsteller jedoch mit dem Verlagschef überworfen.

„Sittengemälde unserer Zeit“

Dem Heute-Journal des ZDF sagte der Autor, der Roman sei von einem „realen Fall“ inspiriert, handele aber nicht von diesem. Es sei eine fiktionale Geschichte. Aber er habe Beobachtungen und Erfahrungen gemacht und sich dann „eine dazu passende Geschichte ausgedacht“.

Zu seinen persönlichen Einblicken in die Vorgänge bei Springer sagte Stuckrad-Barre dem Spiegel, er sei selber Zeuge geworden: „Frauen aus dem Springer-Verlag begannen mich anzurufen – und machen es bis zum heutigen Tag. Frauen, die mir ihre Geschichte erzählen.“

Laut dem Verlag Kiepenheuer und Witsch ist „Noch wach?“ ein „Sittengemälde unserer Zeit“. Der Roman erzähle von Machtstrukturen und Machtmissbrauch, Mut und menschlichen Abgründen.