Straßenschäden erschweren Hilfe nach Erdbeben in Nordsyrien

Nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien werden weitere Tote geborgen. In der Türkei helfen über 16.000 Einsatzkräfte. In Nordsyrien wird die Hilfe durch zerstörte Straßen erschwert.

Im türkischen Gaziantep suchen Helfer unter den Trümmern nach Verschütteten
Im türkischen Gaziantep suchen Helfer unter den Trümmern nach VerschüttetenImago / Zuma Wire

Nach den verheerenden Erdbeben in Syrien und der Türkei laufen die internationalen Hilfsoperationen weiter. Wie ein Sprecher des Bundesinnenministeriums unter Berufung auf den türkischen Katastrophenschutz AFAD sagte, sind in der Türkei inzwischen mehr als 16.000 Einsatzkräfte und etwa 60.000 Helferinnen und Helfer in den Katastrophengebieten. In Nordsyrien gibt es laut den Vereinten Nationen wegen Straßenschäden Probleme bei der Versorgung der Überlebenden. Die EU und die Bundesregierung wiesen Vorwürfe zurück, wonach Sanktionen gegen das syrische Regime die Hilfe in den Erdbebengebieten behindern.

In der Türkei sind auch Helfer aus Deutschland im Einsatz. Wie der Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte, ist unter anderem die Rettungs- und Bergungseinheit des Technischen Hilfswerks mit 50 Einsatzkräften und vier Hunden angereist. Zudem laufe der Transport von Hilfsgütern wie Zelten, Schlafsäcken und Feldbetten an. Die Güter werden von der Bundeswehr mit Flugzeugen in die Erdbebengebiete gebracht. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, die Flugkapazitäten stünden bereit. Voraussichtlich könne in der Nacht zum Donnerstag der erste Flug starten.

Einzige Straße beschädigt

Auch am Mittwoch wurden in den betroffenen Regionen nach den Erdbeben am Montag weitere Tote geborgen. In der Türkei stieg die Zahl der Toten laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu auf mehr als 8.500. Zudem seien knapp 50.000 Menschen verletzt worden. Auch aus Syrien wurden weitere Tote gemeldet. Die im Nordwesten Syriens aktive Zivilschutzorganisation Weißhelme teilte auf Twitter mit, dort seien mehr als 1.280 Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt sind laut den UN 10,9 Millionen Menschen in Syrien vorn der Katastrophe betroffen.

Erschwert wird die Hilfe für Nordsyrien von Zerstörungen. Ein UN-Sprecher sagte in New York, dass die Straße nach Bab al-Hawa, dem einzigen Grenzübergang für humanitäre Hilfe zwischen der Türkei und Syrien, beschädigt worden sei. Hilfslieferungen für die Menschen im Nordwesten Syriens seien nur eingeschränkt möglich. Der regionale UN-Hilfskoordinator für die Syrien-Krise, Muhannad Hadi, äußerte jedoch die Hoffnung, dass der Grenzübergang am Donnerstag wieder voll funktionsfähig sei. „Unsere Trucks stehen bereit“, sagte er in Damaskus.

Im syrischen Jablah wird schweres Gerät eingesetzt
Im syrischen Jablah wird schweres Gerät eingesetztImago / Itar-Tass

Hunderttausende Menschen werden über Bab al-Hawa von den UN und Hilfsorganisationen versorgt. Grundlage ist eine Resolution des UN-Sicherheitsrates, mit der die Hilfe für die Menschen in den nicht vom syrischen Regime kontrollierten Gebieten sichergestellt werden soll.

Nach der Türkei stellte derweil auch Syrien laut dem zuständigen EU-Kommissar Janez Lenarcic einen Antrag auf Hilfe durch den EU-Katastrophenschutzmechanismus. „Wir ermutigen die Mitgliedsstaaten, darauf einzugehen“, sagte er. Zugleich betonte Lenarcic, dass die EU-Sanktionen gegen Syrien die humanitäre Hilfe nicht beeinträchtigten. Auch eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes betonte, Lebensmittel, Medikamente und schweres Gerät für Bergungsarbeiten seien von den Sanktionen ausgenommen.

Ende der Sanktionen gefordert

Am Dienstag hatte der Syrische-Arabische Rote Halbmond mit Blick auf die Hilfe nach dem Erdbeben ein Ende von Wirtschaftssanktionen gefordert. Der Rat der Kirchen im Nahen Osten dringt ebenfalls auf die sofortige Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien, um den Zugang zu allen Materialien zu ermöglichen, wie der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) am Mittwoch mitteilte.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mahnte an, bei Sanktionen mögliche Folgen für die Hilfe in den betroffenen Gebieten im Blick zu behalten. In dieser „schwierigen, dynamischen Situation“ sei es wichtig, „dass mögliche nachteilige Wirkungen für humanitäre Organisationen weiter minimiert werden“, erklärte der DRK-Leiter für internationale Zusammenarbeit, Christof Johnen, dem Evangelischen Pressedienst (epd).