Stolpersteine für Säuglinge

Die Mütter waren aus vielen europäischen Ländern nach Hamburg verschleppt worden. Schüler verlasen bei der Verlegung die Namen der Kinder.

Stolpersteine erinnern an deportierte Juden (Symbolbild)
Stolpersteine erinnern an deportierte Juden (Symbolbild)Tilman Steffen / epd

Hamburg. In Hamburg-Langenhorn erinnern neue Stolpersteine an den Tod von 49 Säuglingen, deren Mütter in der NS-Zeit Zwangsarbeit leisten mussten. Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat sie vor dem ehemaligen Lager Tannenkoppel (Essener Straße 54) verlegt. Schüler der Oberstufe Langenhorn verlasen die Namen der Kinder. Dazu wurden Wiegenlieder in den Sprachen der Mütter gesungen. Ein Priester der Russisch-Orthodoxen Gemeinde sprach Gebet und Segen.
Die Mütter waren aus Frankreich, Belgien, Lettland, Litauen, Polen, Russland, der Ukraine und Weißrussland verschleppt worden. Sie mussten in der Hanseatischen Kettenwerk GmbH (HAK) und der Deutschen Meßapparate GmbH (Messap) für die Rüstungsindustrie Zwangsarbeit leisten. Einige von ihnen wurden in den letzten Kriegswochen im Auftrag der Stadt Hamburg auch beim Bau von Plattenhäusern eingesetzt.

Gestorben im Alter von wenigen Monaten

Die meisten ihrer in Hamburg geborenen Säuglinge wurden nach Angaben der Stolperstein-Initiative nur wenige Monate alt. Sie seien unter den menschenunwürdigen Bedingungen im Zwangsarbeiterlager Tannenkoppel und im Allgemeinen Krankenhaus Langenhorn verstorben, hieß es. Seit dem 1. September 1988 erinnert ein Gedenkstein an das Leiden der Häftlinge im Außenlager Hamburg-Langenhorn des Konzentrationslagers Neuengamme.
Die Stolpersteine sind in den Gehweg eingelassene Messingplatten und erinnern mit den Daten der Getöteten an die Opfer der NS-Zeit. In Hamburg sind seit 2002 insgesamt 5.378 Stolpersteine verlegt worden. Europaweit sind es mehr als 40.000. Finanziert werden sie durch Patenschaften. (epd)