Stille Andacht für Todesopfer in Hamburger Flüchtlingsunterkunft

Hamburg. Eine stille Andacht für die drei Todesopfer der Flüchtlingsunterkunft in Hamburg-Eimsbüttel hat am Freitagvormittag Fanny Dethloff, Flüchtlingspastorin der Nordkirche, gehalten. Bei dem Brand in der Nacht auf Donnerstag waren eine 33-jährige Mutter mit ihren sechs und sieben Jahre alten Söhnen ums Leben gekommen. Die Polizei hat eine Sonderkommission eingerichtet und ermittelt wegen Brandstiftung. Das Mehrfamilienhaus ist ein gemietetes Objekt von „fördern & wohnen“, in dem Asylbewerber leben. Die Todesopfer stammen aus Pakistan.

Nach bisherigen Ermittlungen der Polizei brannte im Hausflur ein Kinderwagen. Der stand unter einem Stromkasten, der ebenfalls Feuer fing. Der starke, heiße Qualm stieg im Treppenhaus wie in einem Kamin nach oben und staute sich unter dem Dach. Mehrere Menschen wurden über Feuerwehrleitern gerettet. Insgesamt gab es 27 Verletzte, von denen die meisten in Rettungswagen und später in Krankenhäusern behandelt wurden. In der Dachgeschosswohnung lagen die bewusstlose Mutter und ihre beiden Söhne. Für sie kam jede Hilfe zu spät.
Dethloff appellierte an alle Hamburger, deutlich zu machen, dass Flüchtlinge in der Stadt willkommen sind. "Fremdenfeindlichkeit darf keine Perspektive sein", sagte sie. An die Kirchengemeinden der Stadt richtete sie die Bitte, den Menschen in neuen und alten Unterkünften mit Offenheit und nachbarschaftlichen Angeboten zu begegnen.
Flüchtlingspastorin Fanny Dethloff legt am Freitagmorgen (7. 2. 2014) Blumen nieder vor dem Haus in der Eimsbütteler Straße, in dem bei einem Brand eine Mutter und ihre zwei Söhne ums Leben kamen. Das Haus wurde vor allem von Flüchtlingen und AsylbewerberGenerell sei die Lage für in Hamburg lebende und neuankommende Asylsuchende angespannt, sagte Dethloff weiter. In mehreren Unterkünften und in der Erstaufnahme herrschten Platznot und mangelnde Hygiene.  Es gebe keine medizinische Versorgung in ausreichendem Umfang sowie kaum Angebote für Kinder. Auch fehle Personal, um die Menschen mit ihren Bedürfnissen und Fragen wirklich wahrzunehmen.
Erschüttert äußerte sich auch die bundesweite Arbeitsgemeinschaft "Pro Asyl". "Die Nachricht erfüllt uns mit großer Trauer und Anteilnahme – und mit Besorgnis um die Sicherheit von Flüchtlingen und Migranten in Deutschland", sagte Geschäftsführer Günter Burkhardt am Freitag. Das mutmaßliche Verbrechen und das dahinterliegende Motiv müssten "mit Hochdruck aufgeklärt" werden. Jetzt sei es Aufgabe der Zivilgesellschaft, den Überlebenden zur Seite zu stehen und Solidarität mit Flüchtlingen zu zeigen.
"Pro Asyl" wies darauf hin, dass sich die Zahl der rassistisch motivierten Angriffe auf Unterkünfte von Asylsuchenden in 2013 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt habe. Bis Ende November 2013 habe die Bundesregierung 42 Angriffe bzw. Anschläge registriert, 2012 waren es 24.