Eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung sowie eine bessere Einbindung der Bürger sind laut Bertelsmann Stiftung nötig, um das Vertrauen in die Demokratie zu stärken. Bürgerinnen und Bürger müssten auch jenseits der Wahlen stärker beteiligt werden, erklärte der Vorstand der Stiftung bei der Jahrespressekonferenz am Dienstag in Gütersloh. Besonders die jüngere Generation müsse stärker in die demokratischen Prozesse eingebunden werden.
Die Demokratien stünden weltweit zunehmend unter Druck, mahnte die Vorständin Daniela Schwarzer. Die größte Gefahr sei, wenn Menschen das Gefühl hätten, abgehängt zu sein. Deutschland stehe wie Europa vor der Herausforderung, dass einerseits Transformationsprozesse umgesetzt werden müssten. Zugleich müsse der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden.
Eine wettbewerbsfähige, resiliente Demokratie brauche eine souveräne, am Gemeinwohl orientierte digitale Infrastruktur, unterstrich die Vorständin Brigitte Mohn. Hierzu sei eine Digitalisierung nötig, die die Prinzipien von Rechtsstaatlichkeit, Nachhaltigkeit, Toleranz und Vielfalt sowie das Gemeinwohl als Fundament beinhalte. Nötig sei eine europäische Tech-Souveränität und die Absicherung von demokratischen Diskursräumen.
Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Hannes Ametsreiter, warb für eine Steigerung der privaten und öffentlichen Gesamtausgaben für Forschung und Innovation auf mindestens 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Deutschland müsse gemeinsam mit europäischen Partnern Innovationen bei Zukunftstechnologien vorantreiben. Es müssten unter anderem mehr Fachkräfte aus dem Ausland geworben und möglichst viele Menschen in Erwerbsarbeit gebracht werden.
Im Jahr 2024 hat die Bertelsmann Stiftung nach eigenen Angaben für ihre Arbeit 77 Millionen Euro aufgewendet, das sind eine Million Euro mehr als im Vorjahr. Für die Stiftung arbeiten mehr als 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Standorten Gütersloh und Berlin. Hinzu kommen die verbundenen Organisationen in Washington und Barcelona. Seit ihrer Gründung im Jahr 1977 habe die Bertelsmann Stiftung rund zwei Milliarden Euro für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung gestellt.