Sterbebegleiter: Wir fühlen mit den Menschen, leiden aber nicht mit

Die ehrenamtliche Arbeit als Hospizhelferin hat die Münchnerin Stephanie Wossilus „zu einer gewissen Form von Glauben und Spiritualität“ gebracht. Vor ihrem Engagement im ambulanten Hospizdienst habe sie sich „als Agnostikerin bezeichnet“, sagte die 50-Jährige dem Evangelischen Pressedienst (epd). Für dieses Umdenken habe es keinen konkreten Anlass gegeben, erläuterte Wossilus: „Aber mit Menschen zu tun zu haben an deren Lebensende, das lässt einen natürlich nachdenken: Was kommt danach?“

Wossilus’ Kollegin Patricia Lintl engagiert sich im stationären Münchner Hospiz an der Effnerstraße. Auch sie ist davon überzeugt, „dass es weitergeht“ nach dem Tod: „Ob das jetzt mit Himmel und Hölle sein wird, sei mal dahingestellt.“ Sie selbst habe vor dem Tod „keine Angst“, sagte die 54-Jährige: „Aber vor dem Weg dorthin, vor dem Schmerz und vor dem loslassen müssen.“ Genau in solchen Situationen begleiten die beiden Sterbende. „Ich fühle mit den Menschen“, sagte Wossilus und ergänzte, „aber ich leide nicht mit ihnen mit“.

Menschen sterben nach Erfahrung der beiden Sterbebegleiterinnen in ganz unterschiedlichen Gefühlslagen: „Von den Emotionen gibt es am Lebensende nichts, was es nicht gibt.“ Manche seien wütend, weil sie nach dem Tod des Partners noch mal ganz neue, andere Pläne hatten. Andere seien verstört, weil traumatische Kindheitserinnerungen hochkommen. Es gebe aber auch viele, die „mit innerer Ruhe“ loslassen könnten, sagte Lintl: „Sie haben ihr Leben gelebt, ein schönes Leben, und haben geklärt, was zu klären war.“

Beide Hospizhelferinnen berichten, dass sich im Moment des Todes mitunter ähnliche Szenen abspielen. „Oft ist es so, dass Sterbende die Arme heben und mit den Händen nach oben greifen“, sagte Lintl. Man habe das Gefühl, „dass jemand sie abholen kommt.“ Auch Wossilus habe „das Gefühl von einer Anwesenheit der Seele auch nach dem Tod – zumindest für eine bestimmte Zeit“. (00/3622/18.11.2024)