Steinmeier wirbt für Debatte über mehr Bürgerdienste

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wirbt für mehr Dienste an der Gemeinschaft. Deutschland brauche „engagierte Mitmenschlichkeit“, gerade weil gesellschaftliche Konflikte schärfer würden, sagte der Bundespräsident laut Redemanuskript am Mittwoch in Berlin. Zum 60. Jubiläum des Freiwilligen Sozialen Jahres rief Steinmeier zu einer offenen Debatte über Freiwilligen- oder Pflichtdienste auf. Er selbst hatte im vorigen Jahr eine soziale Pflichtzeit ins Gespräch gebracht.

Es komme darauf an, dass möglichst viele Menschen einmal in ihrem Leben etwas für das Gemeinwesen täten und die Erfahrung machten, für andere da zu sein, erklärte Steinmeier. Dieses Ziel dürfe man trotz unterschiedlicher Auffassungen über Freiwilligen- oder Pflichtdienste nicht aus den Augen verlieren. Er sehe „mit Sorge“, wie schwer es vielerorts sei, Menschen für freiwilliges Engagement zu gewinnen.

Steinmeier sprach auf einer Festveranstaltung der Evangelischen Freiwilligendienste, auf der an die Einführung des Diakonischen Jahres vor 70 Jahren erinnert wurde, aus dem die Jugendfreiwilligendienste hervorgingen, die nach dem Aussetzen der Wehrpflicht um den Bundesfreiwilligendienst erweitert wurden. Auch bei der Bundeswehr ist es möglich, einen Freiwilligendienst zu leisten. In die Debatte um Bürgerdienste müsse angesichts der veränderten Sicherheitslage auch die Frage eines Wehrdienstes oder die Kombination verschiedener Dienstformen einbezogen werden, sagte Steinmeier.

Vor gut 60 Jahren, im April 1964, beschloss der damalige Bundestag das Gesetz zur Förderung des Freiwilligen Sozialen Jahres. Vorläufer waren seit 1954 das Diakonische Jahr, zunächst für junge Frauen, das es ab 1957 auch in DDR gab und Einsatzstellen für Freiwillige in katholischen Einrichtungen sowie bei Wohlfahrtsverbänden. Jedes Jahr treten bei den evangelischen Trägern rund 14.000 neue Freiwillige den Dienst an, bundesweit 90.000 bis 100.000 Menschen.