Steinmeier: Macrons Besuch sendet “Signal nach Europa”

Nach fast einem Vierteljahrhundert ist ein französischer Präsident wieder auf Staatsbesuch in Deutschland. Die Visite fällt in eine Zeit innerer Ermüdung Europas und äußerer Bedrohung, findet Steinmeier.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Deutschland-Besuch von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kurz vor der Europawahl “ein Signal nach Europa” genannt. Das geeinte Europa drohe “ein großer blutleerer Körper zu werden”, sagte Steinmeier bei einem Staatsbankett für das Ehepaar Macron am Sonntagabend im Berliner Schloss Bellevue. Um den Kontinent mit Lebenssaft zu erfüllen, brauche es vor allem die Leidenschaft der Jugend, aber auch die Stimme seiner Bürgerinnen und Bürger am 9. Juni.

Dass der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten nach 24 Jahren in den Tagen der Grundgesetz-Feiern stattfinde, sei eine Hommage an die enge Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich. Diese sei “tief verankert im Selbstverständnis der Bundesrepublik”, sagte Steinmeier laut Redemanuskript. Die Aussöhnung nach den Weltkriegen sei die Voraussetzung für ein geeintes Europa gewesen – “und sie bleibt es”, fügte der Bundespräsident hinzu.

Steinmeier erinnerte auch an die Rede Macrons in der Pariser Universität Sorbonne am 25. April, in der er gewarnt hatte, das heutige Europa sei “sterblich”. Steinmeier sagte, die Stärke, Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit seien Themen des Besuchs in den kommenden beiden Tagen. Weiter betonte er mit Verweis auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine: “Gemeinsam müssen wir wieder lernen, uns besser gegen Aggressoren zur Wehr zu setzen und unsere Gesellschaften widerstandskräftiger zu machen gegen Angriffe von außen und innen.”

Am Montag reisen Steinmeier und Macron nach Dresden. Am Dienstag nimmt der französische Präsident in Münster den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens entgegen.