Steinmeier erinnert an inhaftierte Gegnerinnen des DDR-Regimes

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Donnerstag im ehemaligen DDR-Frauengefängnis Hoheneck eine Gedenkstätte eröffnet. Dabei erinnerte er an die Leiden von 8.000 Frauen, die dort zwischen 1950 und 1989 aus politischen Gründen einsaßen. Diese seien dort unschuldig eingesperrt worden, weil sie frei und selbstbestimmt leben wollten, sagte Steinmeier im sächsischen Stollberg (Erzgebirge) laut Redemanuskript. In der Gedenkstätte wird eine Dauerausstellung zur politischen Strafjustiz und Verfolgung in der DDR gezeigt.

Steinmeier betonte, es sei wichtig, dass das Schicksal der im größten Frauengefängnis der DDR inhaftierten Gefangenen in ganz Deutschland gesehen und anerkannt wird. Ehemalige Insassen hätten ihm „erschütternde Geschichten von menschlicher Kälte, Unbarmherzigkeit und staatlichem Zynismus“ erzählt.

Viele von ihnen kämpften bis heute mit den Folgen der Haft, sagte Steinmeier unter Hinweis auf die Trennung der Mütter von ihren Kindern und die Akkordarbeit, zu der die Frauen gezwungen wurden. Er erinnerte auch an die Frauen, die dort an Hunger, Krankheiten und bei Arbeitsunfällen starben oder selbst sich das Leben nahmen.

Unternehmen, die damals Produkte aus DDR-Fertigung in die Bundesrepublik Deutschland importierten, sollten zur Aufklärung beitragen und den Austausch mit ehemaligen Häftlingen suchen, sagte Steinmeier. Er rief überdies dazu auf, rasch Lösungen zu finden, um Frauen und Männern unbürokratisch zu helfen, die in der DDR aus politischen Gründen inhaftiert waren.

Die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) erklärte, die Eröffnung der Gedenkstätte sei ein wichtiger Schritt, um die Geschichten und das Leid der dort inhaftierten Frauen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Der Ort solle nicht nur an die Vergangenheit erinnern, sondern auch als Mahnung für zukünftige Generationen dienen.

Die Ausstellung in der Gedenkstätte nimmt Haftbedingungen und Haftarbeit in den Blick. Außerdem wird die Geschichte des Gefängnisses seit seiner Entstehung im 19. Jahrhundert aufgezeigt. In der Haftanstalt waren nach 1950 Straftäterinnen und politisch Verfolgte inhaftiert.

Eine Woche vor der feierlichen Eröffnung Gedenkstätte gab es Kritik am Umgang mit Zeitzeuginnen. Das Bautzen-Komitee äußerte Unverständnis, dass kein Budget für die Teilnahme von ehemaligen politischen Häftlingen an der Eröffnung vorgesehen war. Vor dem Hintergrund, dass sich einige von ihnen seit Jahrzehnten dafür engagierten, dass am Ort ihrer Verfolgung eine Gedenkstätte entsteht, sei dies nicht nachvollziehbar. Berichte und Objekte von ehemals Inhaftierten hätten die Dauerausstellung überhaupt erst möglich gemacht.

Die Errichtung der Gedenkstätte kostete nach Angaben der Betreiber rund 1,41 Millionen Euro. Der Betrieb der Gedenkstätte, die von August an öffentlich zugänglich ist, wird durch Fördermittel des Bundes und des Freistaates finanziert.

Der Gefängniskomplex in der früheren Burg Hoheneck wurde in den vergangenen Jahren für insgesamt rund 27 Millionen Euro umgebaut. Außer der Gedenkstätte sind dort auch die Erlebniswelt „Phänomenia“ und das Kinder- und Jugendtheater „Burattino“ untergebracht.