Stardirigentin Joanna Mallwitz: Dirigieren macht fit

Unter den Dirigenten gilt Joanna Mallwitz längst als Star. Sie aber sieht sich selbst nicht als solcher, sondern verweist auf die Musik. Über den Kraftsport Dirigieren und ihre frühe Begeisterung dafür.

Joanna Mallwitz (38), Chefdirigentin des Berliner Konzerthausorchesters, erlebt ihren Beruf als schweißtreibend. “Bei den Proben muss ich manchmal fünfmal am Tag das T-Shirt wechseln. Dirigieren macht fit. So viel Joggen könnte ich gar nicht”, sagte Mallwitz der in München erscheinenden Illustrierten “Bunte”. Seit sie als 13-Jährige Schuberts “Unvollendete” gehört habe, sei sie dieser Musik verfallen. Damals habe Mallwitz eigenen Worten zufolge gewusst: “Das ist es! Das erste Stück, das ich dirigieren werde!”

Sie habe damals keine Ahnung vom Dirigieren als Beruf gehabt, räumte Mallwitz in dem Gespräch ein: “Aber das war ein innerer Auftrag für mich, mein Leben mit Musik zu verbringen – egal wie!” Dirigieren lerne man nicht in der Theorie, sondern nur, indem man möglichst früh vor Orchestern stehe und probe. Ihre Mutter habe ihr als Kind die Grundlagen für Klavier und Geige beigebracht. “Ich lernte, Kinderlieder zu begleiten und nach Gehör zu spielen.” Dafür sei sie ihr ewig dankbar. Dabei seien ihre Eltern keine Musiker: “Mein Vater ist Lehrer für geistig und körperlich Behinderte, meine Mutter Sozialpädagogin.”

Ihr inzwischen zweijähriger Sohn sei das Schönste, was es in ihrem Leben gebe, sagte Mallwitz, die mit dem Tenor Simon Bode verheiratet ist. Aber natürlich brauche es eine gute Organisation, weil ihr Job sehr zeitraubend sei. “Erziehung ist eine Teamleistung. Alle müssen ran. Aber viele Dirigenten haben Kinder. Es geht”, zeigte sich Mallwitz überzeugt.