Die Überflügelung des Ulmer Münsterturms durch die neuerbaute Kirche Sagrada Familia in Barcelona sehen Stadt und Kirche in Ulm gelassen. Der „Christusturm“ der spanischen Kathedrale hat inzwischen eine Höhe von knapp 163 Metern erreicht und überragt damit den 161,50 Meter hohen Münsterturm, der bisher weltweit der höchste Kirchturm war. Das Münster sei jedoch viel mehr als ein „Höhenrekord“, es gehe nicht um einen Wettbewerb, betonte der Ulmer Oberbürgermeister Martin Ansbacher (SPD) am Freitag laut Pressemitteilung.
Auch ohne den höchsten Kirchturm bleibe das Münster, das die größte protestantische Kirche in Deutschland ist, „unser Wahrzeichen, zentrales Symbol der Hoffnung und Zuflucht in unserer Stadt“ und ein „Herzensort“, an dem sich alle Bürger der Stadt versammeln können, hob der Oberbürgermeister hervor. Er gratulierte der Sagrada Familia zu dem neuen Rekord. Das gotische Münster sei als Bürgerkirche erbaut worden und immer eine Kirche für alle Bürger geblieben. Auch deshalb habe es für die Stadt weiterhin „absolute Priorität“, sagte Ansbacher dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Der Ulmer Dekan Torsten Krannich sieht den Verlust des Höhenrekords ebenfalls entspannt. Der Ulmer Turm sei fast 140 Jahre lang der höchste Kirchturm gewesen, jetzt sei eben ein anderer dran, erklärte Krannich am Freitag laut Mitteilung. „Es geht hier nicht um irgendwelche Superlative, das Münster bleibt auch in Zukunft ein beeindruckendes sakrales Gebäude mit einer großen Strahlkraft“, hatte er zuvor in einem epd-Gespräch gesagt. Deshalb komme auch niemand auf die „absurde Idee“ den Münsterturm zu verlängern, um den Rekord zu halten.
Der Grundstein für das Ulmer Münster wurde 1377 gelegt, der Turm jedoch erst 1890 vollendet. Zum 650. Münsterjubiläum 2027 ist laut Oberbürgermeister Ansbacher eine umfassende Bestandsaufnahme geplant, um zu analysieren, welche Bedeutung das Münsters als Bürgerkirche für die Stadtgesellschaft insgesamt hat. (2774/31.10.2025)