Staatssekretär Beck: Bürgergeld ist keine soziale Hängematte

Die öffentliche Debatte über das Bürgergeld ist nach Ansicht von Wolfgang Beck, Staatssekretär im Sozialministerium Sachsen-Anhalt, oft zu destruktiv. „Das Bürgergeld ist keine soziale Hängematte, um nicht arbeiten zu müssen – dem möchte ich ausdrücklich widersprechen“, sagte er am Mittwoch in Magdeburg bei einer Armutstagung der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der Caritas des Bistums Magdeburg. „Die Bürgergeldreform ist ein wichtiger Punkt, um die Armut im Land mittel- und langfristig zu bekämpfen.“ In Sachsen-Anhalt ist jeder fünfte Einwohner von Armut bedroht.

„Nach Berlin und Bremen steht Sachsen-Anhalt auf Platz drei im bundesweiten Armuts-Ranking“, ergänzte Monika Schwenke Caritas-Abteilungsleiterin für Beratende Dienste und Sozialpolitik. Armut sei kein neues Phänomen, nehme aber weiter zu. Während der siebte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung derzeit in Arbeit ist, legte Sachsen-Anhalt zuletzt 2013 einen Landesarmutsbericht vor.

„Die vielfältigen Krisensituationen der vergangenen Jahre und die daraus resultierenden Zahlen von armutsbetroffenen Haushalten fordern uns alle“, sagte Schwenke. Sie wies zudem darauf hin: „Armut verhindert gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe – und ist oft schambesetzt.“ Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat.

Michael Klundt, Professor für Kinderpolitik an der Hochschule Magdeburg-Stendal, verwies darauf, dass Lebensqualität, Bildung, Gesundheit und Zukunftschancen von Kindern durch das Aufwachsen in Armut massiv beeinflusst würden. „Überproportional oft wohnen sie unter beengten Verhältnissen und somit meist ohne einen ruhigen Platz etwa für das Erledigen von Hausaufgaben.“ Große Entwicklungsdefizite zeigten sich bereits bei Kita-Kindern aus armen Familien. Erhebungen zeigten zudem, dass die Entwicklungsniveaus bei Kindern in Armut während Corona stärker sanken als bei anderen Kindern.

Klundt kritisierte, vom bisherigen System der staatlichen Familienleistungen profitierten Reiche stärker als Arme. Seines Erachtens sind wichtige Bausteine für eine effektive Armutsbekämpfung ein armutsfester Mindestlohn, vollständige Gebühren- und Lernmittelfreiheit in der frühkindlichen Bildung sowie ein kostenloses gesundes Mittagessen für jedes Kind.