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Staatsministerin: Humanitäre Hilfe ist auch Sicherheitsfrage

Die größte humanitäre Katastrophe ereignet sich derzeit im Sudan, doch kaum jemand spricht über Geflüchtete, Ermordete sowie 15 Millionen Kinder, die nicht mehr zur Schule gehen. Staatsministerin Güler will das ändern.

Die Kürzung von Hilfsgeldern hat nach Ansicht der Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Serap Güler (CDU), weitreichende Folgen. “Humanitäre Hilfe ist zunehmend auch eine sicherheitspolitische Frage”, sagte Güler am Mittwoch in einem Interview des Deutschlandfunks. Sie hält sich derzeit im Tschad auf, der rund eineinhalb Millionen Geflüchtete aus dem benachbarten Bürgerkriegsland Sudan aufgenommen hat. Anschließend setzt sie ihre Reise in den Sudan fort.

Güler betonte, anders als bei den USA sei Afrika Europas direkter Nachbarkontinent. Bei allem, was dort passiere, bestehe “die Gefahr, dass es uns unmittelbar treffen wird”. Sie erinnerte an Budgetkürzungen im Jahr 2013 in der Region Syrien. “Erst nach diesen Kürzungen haben sich ganz viele Menschen auf den Weg nach Europa gemacht”, so Güler, “dieselbe Situation droht uns hier im Sudan”.

Nichtregierungsorganisationen und Institutionen der Vereinten Nationen hätten klar kommuniziert, dass sie die in den vergangenen Jahren geleistete Hilfe nicht mehr fortführen könnten, so Güler. Am Dienstag hatte die Bundesregierung angekündigt, Partnern weitere 16 Millionen Euro bereitzustellen.

Dabei spielt sich laut Güler im Sudan die größte humanitäre Katastrophe der Welt ab. Rund 30 Millionen Menschen seien auf humanitäre Hilfe angewiesen; 25 Millionen litten unter Hunger, “15 Millionen Kinder können nicht zur Schule gehen. Das ist mehr als die Gesamtzahl an Schülerinnen und Schülern in Deutschland”, sagte die Staatsministerin. Sie verwies auch auf die massive sexualisierte Gewalt, die nach ihren Worten als Waffe eingesetzt wird. “Das ist mehr als nur ein Kriegsverbrechen, sondern ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.”

Im Sudan wurde im April 2023 aus einem Kampf zwischen der sudanesischen Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) ein Krieg um die Vorherrschaft im Land. Auslöser war die geplante Eingliederung der RSF in das reguläre Militär. Die Vorgeschichte aber ist viel älter: 2019 wurde Langzeitherrscher Omar al-Bashir gestürzt. Nach anfänglicher Hoffnung wuchsen wirtschaftliche Probleme und damit Unzufriedenheit. 2021 kam es zu einem Militärputsch. 2023 eskalierte die Gewalt.