St. Antony-Hütte zeigt Fotografien von Anne Winterer

In der St. Antony-Hütte in Oberhausen sind ab 28. Juni Fotografien von Anne Winterer (1894-1938) zu sehen. Die Fotografin, die mit ihrer Kollegin Erna Hehmke ab 1925 das Fotoatelier „Lichtbildwerkstatt Hemke-Winterer“ in Düsseldorf betrieb, ist in der Ausstellung in Oberhausen mit rund 60 Aufnahmen vertreten, wie der Landschaftsverband Rheinland (LVR) als Träger des Industriemuseums-Standortes am Montag ankündigte. Lebenswelten aus den 1920er und 30er Jahren bilden die thematische Klammer der Ausstellung, die zum 130. Geburtstag der Antony-Hütte bis 22. Juni 2026 zu sehen wird.

Mit dem in den 1920er Jahren steigenden Bedarf an Bildern für die illustrierte Presse wuchs die Nachfrage nach Industrieaufnahmen für Werkszeitschriften und anderen Presseerzeugnissen. Damit eröffnete sich auch für Frauen die Möglichkeit, sich in diesem Berufsfeld zu etablieren, wie die Ausstellungsmacher erläuterten. Im Auftrag von Industrieunternehmen und Verlagen führte Winterer Bilddokumentationen aus, etwa zur Zeche Cleverbank in Witten oder der Gutehoffnungshütte in Oberhausen. Sie fertigte Außenaufnahmen vom Gelände und der Industrieanlagen und hielt auch die körperliche Arbeit bei schummrigem Licht im Bergwerk und in der Eisen- und Stahlindustrie fest.

Meist mit einer zweiäugigen Rolleiflex unternahm Winterer den Angaben zufolge von Düsseldorf aus Fotoreisen in die Eifel und an den Niederrhein, wo sie Mühlen und ländliches Leben mit der Kamera ablichtete. Menschen in ihren Alltagssituationen gehörten dazu, wie in der Bildserie der Kirmes auf der Oberkasseler Rheinwiese. Eine andere Bildserie zeigt Kinder beim Martinszug durch die Düsseldorfer Altstadt.

1935 verließ Anne Winterer Düsseldorf und das gemeinsame Atelier. Erna Wagner-Hehmke führte die Lichtbildwerkstatt bis in die 1980er Jahre als Alleininhaberin weiter. Die gebürtige Konstanzerin Winterer zog sich an den Bodensee zurück, wo sie ab 1936 Aufnahmen unter ihrem Namen veröffentlichte.