Sprache ist der Schlüssel

Der Diakonieverein Migration hat etliche Menschen begleitet, um sie bei Behördengängen zu unterstützen – und das bereits seit 25 Jahren.

Verleihung der Kronenkreuze der Diakonie in Gold in der Christuskirche Pinneberg. Von links: Diakoniepastorin Maren von der Heyde mit Gisela Peschel und Gerhard Thimm.
Verleihung der Kronenkreuze der Diakonie in Gold in der Christuskirche Pinneberg. Von links: Diakoniepastorin Maren von der Heyde mit Gisela Peschel und Gerhard Thimm.Friederike Lübke/epd

Pinneberg. Wie kann man das Kind an einer Schule anmelden? Und wie soll man das Behörden-Deutsch in dem offiziellen Brief verstehen, wenn man die Sprache gerade erst gelernt hat? Fragen wie diese beschäftigen viele Menschen, die neu nach Deutschland kommen. Beim Diakonieverein Migration werden sie beantwortet. Nicht erst seit 2015, als das Thema Flüchtlinge die Schlagzeilen beherrscht, sondern bereits seit 1995 engagiert sich der Verein für „Ausländer, Flüchtlinge und Asylsuchende“ – so der Untertitel der Arbeit. Jetzt hat er sein 25-jähriges Bestehen gefeiert.

Gründungsmitglieder erhielten Kronenkreuz der Diakonie

Das Jubiläum wurde im November mit einem Festgottesdienst in der Christuskirche in Pinneberg begangen. Es sei „unglaublich schön“ gewesen, sagte die Leiterin des Vereins, Karen Schueler-Albrecht. Auch um das Engagement der Ehrenamtlichen ging es. Zwei von ihnen wurden mit dem Kronenkreuz der Diakonie in Gold ausgezeichnet: Gisela Peschel aus Quickborn ist seit 12 Jahren im Vorstand des Diakonievereins Migration aktiv, Gerhard Thimm aus Halstenbek gehört zu den Gründungsmitgliedern.

Die Wurzeln der Arbeit reichen zurück bis in die 1970er-Jahre, berichtet Thimm. In den 1990er-Jahren stieg durch den Krieg in Jugoslawien die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland, und im Diakonieverein wurde das Engagement einzelner Gemeinden und Kirchenkreise gebündelt. Schon damals halfen die Mitarbeiter mit Sprachunterricht und begleiteten Flüchtlinge im Umgang mit den Behörden. Beides gehört bis heute zu den Kernaufgaben. Auch viele Fragen der Zugezogenen seien über die Jahre konstant geblieben.

Verein lebt vom ehrenamtlichen Engagement

Darüber hinaus habe sich der Verein professionalisiert und mehr zum Hauptamt hin orientiert, hat Thimm beobachtet. Das Engagement der Ehrenamtlichen sei aber nach wie vor sehr wichtig. Aus der Sicht von Schueler-Albrecht ist neu, dass viele Flüchtlinge mit einem unklaren Aufenthaltsstatus zu kämpfen haben oder unter Traumata leiden. Schueler-Albrecht leitet den Diakonieverein seit Oktober 2019 und damit in einer schwierigen Zeit: Der Diakonieverein zog in das Katharina-von-Bora-Haus in Pinneberg um und sah sich kurz darauf mit den Corona-Einschränkungen konfrontiert. Das Café für Geflüchtete und Einheimische musste schließen. Die Eins-zu-eins-Beratung konnte jedoch fast ununterbrochen weitergehen, statt als offene Sprechstunde eben mit Termin und „mit Abstand, Maske, Fenster auf“, wie Schueler-Albrecht sagt.

Aktuell sammelt der Verein Geld für Tablets, um den Sprachunterricht coronabedingt digital weiterführen zu können. 30 Tablets werden gebraucht. Sie sollen zuerst in den zwei Berufssprachkursen eingesetzt und den Teilnehmern für die Dauer eines solchen Kurses geliehen werden. „Die Sprache ist der Schlüssel zu Integration“, sagt Schueler-Albrecht. Daher sei es wichtig, dass die Schüler trotz der Pandemie weiterlernen können.

Das kommende Jahr wird eine Neuerung bringen

2021 ändert der Diakonieverein seine Rechtsform, er wird dann kein Verein mehr sein, sondern in eine gGmbh des Diakonischen Werkes Hamburg-West/Südholstein eingegliedert. So soll die Arbeit „trotz eines erheblichen strukturellen Defizits“ weitergeführt werden, wie es in der Erklärung dazu heißt. Ein Beirat soll die Arbeit weiterhin mit den Kirchengemeinden verbinden. An der Arbeit an sich werde sich aber nichts ändern, erklärt Schueler-Albrecht. „Alles bleibt, wie es ist.“ Nur seinen bisherigen Namen legt der Verein ab. Aus dem Diakonieverein Migration wird ab dem 1. Januar 2021 die „DiakoMigra“.

Mehr Infos gibt es auf www.diakonieverein-migration.de.