Soziologe: Fokus auf muslimischen Antisemitismus irreführend

Der Soziologe Klaus Holz hat davor gewarnt, Antisemitismus nur bei Muslimen zu sehen. Judenfeindlichkeit gebe es in allen Bereichen der Gesellschaft, sagte der Antisemitismusforscher am Dienstag im RBB-Inforadio vor dem Hintergrund zunehmender antisemitischer Straftaten im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel.

Den Fokus immer nur auf den migrantischen und muslimischen Antisemitismus in der Öffentlichkeit zu setzen, sei „systematisch irreführend und adressiert gerade nicht das Gesamtproblem“, sagte der ehemalige Generalsekretär der Evangelischen Akademien in Deutschland. Natürlich gebe es Antisemitismus unter Menschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland leben. Durch die pro-palästinensischen Demonstrationen erreiche diese Form eine große öffentliche Aufmerksamkeit.

Weniger im Fokus stehe derzeit Antisemitismus aus dem rechten Spektrum. Doch gerade dort gebe es ein eklatantes Problem damit, insbesondere im Umfeld der AfD, warnte Holz. Studien zeigten bereits seit vielen Jahren, dass antisemitische Einstellungen im gesamten politischen Spektrum zunehmen. Dabei sei aber klar erkennbar: „Die Wählerschaft der AfD hat wesentlich höhere Werte in Sachen Antisemitismus als etwa die der SPD.“

Auch im linken Spektrum gebe es Antisemitismus. In den USA beispielsweise sei dieser aber wesentlich stärker verbreitet als in Deutschland. Das zeige auch die klare Abgrenzung der deutschen Sektion der Klimabewegung „Fridays for Future“ von Äußerungen etwa der „Fridays for Future“-Gründerin Greta Thunberg, sagte Holz.