Der Papst unterstützt Trump? Weihnachtsmärkte müssen in Zukunft Wintermärkte heißen? “Fake News” gibt es viele – warum Menschen darauf hereinfallen, hat die Sozialpsychologin Magdalena Wischnewski untersucht.
Ob es um das Thema Impfen, Migration oder Nachhaltigkeit geht: Im Internet kursieren massenhaft falsche Informationen. Aber was bringt Menschen dazu, diese auch zu glauben? “Menschen glauben häufig das, was ihren Meinungen und ihrer sozialen Identität entspricht. Beides beeinflusst, wie wir Informationen verarbeiten”, erklärt Sozialpsychologin Magdalena Wischnewski vom Dortmunder “Research Center Trustworthy Data Science and Security” im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Menschen seien viel weniger rational, als sie annehmen würden, betont die Wissenschaftlerin.
“Stellen Sie sich vor, Sie sind Kaffeeliebhaber. Morgens trinken Sie eine Tasse und lesen dabei in der Zeitung von einer Studie, nach der der Genuss von Kaffee schädlich ist. Sie werden nach Fehlern in dieser Studie suchen und ihr sehr viel kritischer gegenüber stehen, als wenn Sie Teetrinker sind”, sagt Wischnewski, die zur Theorie der sogenannten motivierten Kognition forscht. Diese geht davon aus, dass Menschen einen Denkprozess unbemerkt in die gewünschte Richtung lenken, wenn sie ein bestimmtes Ergebnis präferieren.
Im Rahmen ihrer Doktorarbeit hat Wischnewski etwa untersucht, welche Menschen der frei erfundenen Meldung glaubten, in der Kantine ihrer Universität solle aus Klimaschutzgründen einmal pro Woche nur veganes Essen angeboten werden. “Die Menschen, die für Veganismus offen waren und sich politisch eher links verortet haben, glaubten, dass die Nachricht eher wahr war. Konservativ eingestellte Menschen hingegen, die Veganismus kritisch sahen, hielten die Meldung eher für falsch”, berichtet Wischnewski.
Diese Einschätzungen bezeichnet die Forscherin als “anders rational”. Sie erklärt: “Es ist in gewisser Weise rational und clever, sich nicht gegen die Meinung der eigenen Gruppe zu stellen, weil Zugehörigkeit und soziale Identität enorm wichtig sind für uns Menschen.”
So erkläre sich teilweise auch die hohe Zustimmung für den republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, der erwiesenermaßen mehrfach Unwahrheiten verbreitet hat. Wischnewski: “Wenn Anhänger sagen, dass sie ihm glauben, tun sie das manchmal nur, um ihre eigene Identität zu bestärken. Die soziale Identität spielt eine so große Rolle, dass in vielen Fällen nicht mehr wichtig ist, ob Gesagtes wahr oder unwahr ist.”