Ein konservativer SPD-Mann und praktizierender Christ aus der Oberpfalz vollendet sein 80. Lebensjahr: Albert Schmid machte das Beste aus seiner Position zwischen den Stühlen – er baute Brücken.
Albert Schmid, katholischer bayerischer Sozialdemokrat, wird am 18. November 80 Jahre alt. Der Jurist aus der Oberpfalz bekleidete in vier Jahrzehnten mehrere Spitzenämter: als Staatssekretär im Bundesbauministerium, SPD-Fraktionschef im Bayerischen Landtag, als Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge sowie als Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern.
Sein ganzes öffentliches Wirken durchzog der Versuch, über Lagergrenzen hinweg Verbindungen zu schaffen und behutsam Neuerungen voranzubringen. So setzte er als Sozialdezernent in Regensburg in den 1970er Jahren die ersten Ganztagskindergärten durch.
Im Jahr 2000 gewann der damalige Bundesinnenminister Otto Schily seinen bayerischen Parteifreund für die Leitung des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Nürnberg. Unter Schmids Ägide wandelte sich die Behörde in den folgenden zehn Jahren zur zentralen Schaltstelle der Integration von Migranten. Deutschland hatte eingesehen, dass es ein Einwanderungsland ist.
Als konservativer Sozialdemokrat war Schmid prädestiniert, das Verhältnis seiner Partei zur Kirche zu entspannen. Was er auch tat, aber nicht auf großer Bühne. Außerdem betätigte er sich in mehreren innerkirchlichen Konflikten als Vermittler. 2009 geriet das Zentralkomitee der deutschen Katholiken in eine Führungskrise, weil der designierte Präsident keinen Rückhalt bei den Bischöfen hatte. Schmid half diskret mit, den Weg für Alois Glück (CSU) freizumachen. Obwohl von der politischen Konkurrenz, pflegte Schmid mit Glück einen intensiven Austausch.
Bestens vernetzt im Vatikan, war der stets in feinen Zwirn gewandete Schmid zeitweise als Botschafter beim Heiligen Stuhl im Gespräch. Mit dem bayerischen Papst Benedikt XVI. und dessen Bruder Georg Ratzinger verband ihn ein freundschaftliches Verhältnis. Und er fühlte sich zum Beistand für manchen deutschen Bischof berufen, der in der Öffentlichkeit und auch beim Kirchenvolk in Ungnade gefallen war.
2017 schied der SPD-Mann nach acht Jahren an der Spitze des Landeskomitees der Katholiken in Bayern aus. Damals attestierte der Jurist manchen Kirchenkreisen eine Anfälligkeit für “rechte Schalmeientöne”. Es zeuge von “fehlender Urteilskraft”, wenn nicht bemerkt werde, dass rechte Politiker etwa das Thema Lebensschutz instrumentalisierten, sagte er.
In die SPD war der Oberpfälzer nach eigenem Bekunden eingetreten, weil sie als einzige demokratische Partei von Anfang an Widerstand gegen die Nazis geleistet habe. “Dass es in Deutschland wieder so einen Rückfall gibt in simplifizierendes, andere verachtendes Denken hatte ich so nicht mehr für möglich gehalten”, sagte er 2024 in einem Interview. Umso wichtiger sei, dass sich die deutschen Bischöfe geschlossen von der AfD abgegrenzt und diese als für Christen nicht wählbar bezeichnet hätten.
Seinen 70. Geburtstag hatte Schmid noch groß gefeiert. Zehn Jahre später bevorzugt er für den nächsten “Runden” den engeren Familienkreis. Dazu zählen inzwischen auch einige Enkel, die ihn dem Vernehmen nach gehörig auf Trab halten.