SOS-Kinderdörfer: Helfer in der Ukraine leiden unter Burnout

Als der Krieg begann, wuchsen Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in der Ukraine über sich hinaus. Jetzt, nach zweieinhalb Jahren, breitet sich Erschöpfung aus. Erholung wäre wichtig, kommt für viele aber nicht in Frage.

 Immer mehr Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in der Ukraine leiden nach Angaben der SOS-Kinderdörfer unter Burnout. Dies gelte für alle Nichtregierungsorganisationen in dem von Russland angegriffenen Land, heißt es in einer am Sonntag verbreiteten Mitteilung.

Die Helfer lebten unter den gleichen Bedingungen wie die Menschen, die sie unterstützten, erklärte Serhii Lukashov, Leiter der SOS-Kinderdörfer in der Ukraine. “Sie sind genauso Raketenangriffen, Stromausfällen, dem Verlust von Familienmitgliedern und all den anderen schrecklichen Dingen ausgesetzt.” Viele hätten aber das Gefühl, sich nicht erholen zu dürfen, solange es anderen Menschen in ihrem Land schlecht gehe, fügte der Psychologe hinzu.

Nach dem Kriegsbeginn vor zweieinhalb Jahren hätten die Mitarbeiter die Grenzen ihrer Belastbarkeit ständig ausgeweitet und lange Unglaubliches geleistet, sagte Lukashov. Diese Phase sei nun vorbei. Erschwerend komme hinzu, dass sich immer wieder die Fronten verschöben. Aktuell befänden sich mehrere Standorte der SOS-Kinderdörfer in der Ukraine unter Beschuss. Dennoch weigerten sich viele Mitarbeiter, wegzugehen und andernorts zu helfen. “Sie wollen da unterstützen, wo sie geboren und zuhause sind.”

Lukashov sagte, seine Organisation habe Angebote zum Stressmanagement und Supervision ausgebaut. Dennoch bleibe die Situation sehr schwierig. Die einzige wirkungsvolle Lösung sei “ein Ende des Krieges”.

Die SOS-Kinderdörfer sind nach eigenen Angaben in der Ukraine seit Jahrzehnten präsent. Seit Kriegsbeginn seien die Angebote für Kinder und Familien ausgebaut worden. Geleistet würden psychologische Hilfen, Unterstützung bei Evakuierungen sowie Therapien und Rehabilitationsprogramme.