Unter dem Assad-Regime wurden Kinder missliebiger Personen von ihren Familien getrennt und in SOS-Kinderdörfer gebracht. Der deutsche Förderverein drängt auf Aufarbeitung – und vermeldet erste Erfolge.
SOS-Kinderdörfer in Syrien arbeiten das Schicksal zwangsweise untergebrachter Kinder von Oppositionellen während des Assad-Regimes auf. Von 140 Kindern, die gewaltsam von ihren Eltern getrennt und in die Einrichtungen gebracht worden seien, habe man inzwischen 67 ausfindig gemacht und wieder mit ihren Familien vereint, teilte der Verein SOS-Kinderdörfer weltweit am Freitag in München mit. Die Praxis sei “zu keiner Zeit mit den Standards und Statuten der Organisation vereinbar” gewesen, hieß es in der Pressemitteilung.
Der deutsche Förderverein hatte nach eigenen Angaben 2023 von den Zwangsunterbringungen erfahren und vollständige Aufklärung durch den Länderverein Syrien gefordert. Von den identifizierten Opfern waren laut SOS-Kinderdörfer 35 der Organisation schon länger bekannt; sie seien noch zu Zeiten des Bürgerkriegs wieder mit ihren Angehörigen zusammengeführt worden. Weitere 32 habe man erst jetzt ausfindig gemacht. Ihre Identität wurde laut Mitteilung durch Besuche, Telefonate und Video-Anrufe überprüft, in einigen Fällen auch durch einen DNA-Abgleich.
“Wir sind unendlich froh über jedes Kind, das wir auffinden konnten und von dem wir wissen, dass es wieder mit seiner Familie zusammenlebt”, erklärte Simone Toepfer, Kinderschutzbeauftragte der SOS-Kinderdörfer weltweit. “Den Kindern ist großes Unrecht geschehen, das durch nichts wieder gutzumachen ist.” Toepfer eine Fortsetzung der Aufklärungsbemühungen zu.
Die aktuellen Erfolge seien auch der Kooperation mit der syrischen Übergangsregierung zu verdanken. Man sei im engen und konstruktiven Austausch mit der Regierung und auch im Gespräch mit der UN-Untersuchungskommission zu Syrien, so die Kinderschutzbeauftragte.
Unter anderem sei ein unabhängiges Ermittlerteam beauftragt worden, teilte der Verein weiter mit. Die SOS-Kinderdörfer hätten einen Fonds eingerichtet, um betroffene Kinder und Familien in Syrien zu unterstützen, etwa mit Hilfe bei der Ausbildung oder psychologischer Begleitung.