Sondersynode ringt um Zukunft der Kirchlichen Hochschule Wuppertal

Angesichts sinkender Kirchensteuereinnahmen und rückläufiger Studierendenzahlen ringt die Evangelische Kirche im Rheinland um die Zukunft der Kirchlichen Hochschule Wuppertal (KiHo). „Die vergangenen Jahre standen unter erheblichem Spardruck und haben dennoch nicht zur Konsolidierung der Zukunftsperspektiven geführt“, sagte der zuständige Dezernent Volker Haarmann am Donnerstagabend in einer digitalen Sondersynode der zweitgrößten deutschen Landeskirche. „Jetzt braucht es Klärungen, wie es mit Blick auf Wirtschaftlichkeit und mit Blick auf Theologie weitergehen soll.“

Das Kirchenparlament der knapp 2,2 Millionen rheinischen Protestanten soll am kommenden Dienstag zum Abschluss der Synode über vier Optionen entscheiden: Fortführung und Weiterentwicklung der KiHo, Schließung zum nächstmöglichen Termin, Schließung und Kooperation mit der Bergischen Universität Wuppertal oder Transformation in ein Basismodell „Theologischer Bildungscampus“. Der leitende Theologe der rheinischen Kirche, Präses Thorsten Latzel, appellierte an die Synode, „gemeinsam nach einem breiten, guten Konsens und einer perspektivisch tragfähigen Richtungsweisung“ zu suchen.

Die KiHo Wuppertal ist eine selbstständige, staatlich anerkannte Hochschule in Trägerschaft der rheinischen und der westfälischen Kirche, die nicht vom Staat refinanziert wird. Ihr Haushalt speist sich aus den Trägeranteilen: Die rheinische Landeskirche wendet dafür jährlich knapp 2,8 Millionen Euro auf, die Evangelische Kirche von Westfalen 750.000 Euro. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zahlt zudem einen Zuschuss von aktuell 720.000 Euro, der bis 2030 auf 560.000 Euro abgeschmolzen werden soll.

Eine grundlegende Entscheidung zu der Hochschule steht an, weil der Trägervertrag eine Kündigung des bisherigen Konstrukts zu Ende 2025 ermöglicht. Die westfälische Kirche kündigte im Zuge ihrer Haushaltskonsolidierung bereits an, ihren Beitrag an die KiHo „deutlich“ zu verringern.

Gegründet wurde die KiHo 1935, in der Zeit des Kirchenkampfes, von der Bekennenden Kirche. Sie wurde von den Nationalsozialisten verboten und nach dem Zweiten Weltkrieg wiedereröffnet. Im Eröffnungsgottesdienst der Synode erinnerte Oberkirchenrätin Wibke Janssen daran, dass die KiHo aus dem Geist der Bekenntnissynode von 1934 in Wuppertal-Barmen entstanden sei, auf der die Barmer Theologische Erklärung verabschiedet wurde. „Mit Barmen war gedanklich der Weg gebahnt für die Notwendigkeit, eigene, vom nationalsozialistischen Staat unabhängige kirchliche Strukturen aufzubauen“, sagte die Theologin.

Mit ihrer Geschichte stehe die KiHo für eine „biblische, widerständige Theologie“, sagte Haarmann, der auch Vorsitzender des KiHo-Kuratoriums ist. Anders als vor 90 Jahren gebe es eine solche Theologie heute indes auch an den staatlichen Fakultäten und Instituten. Zu fragen sei daher, ob die KiHo ein Bestandteil dieses Netzwerks bleiben solle „und ob wir sie uns zu diesem Zweck weiter leisten können und wollen“. Laut Beschlussvorlage müsste die rheinische Kirche bei einem Erhalt der KiHo ab 2040 jährlich fünf bis sechs Millionen Euro aufwenden, bei einer Kooperation mit der Bergischen Uni 1,4 Millionen Euro und bei einem Umbau zu einem Bildungscampus zwei bis drei Millionen Euro.

Das Rektorat, das Professorium und die Studierenden forderten in Stellungnahmen den Erhalt der Hochschule oder ihren Umbau zu einem Bildungscampus. Es müsse auf Synergie und neue Finanzierungsmodelle gesetzt werden, hieß es unter anderem. Eine am 29. Mai gestartete Online-Petition des Bonner Theologieprofessors Andreas Obermann fand bis Donnerstagabend 2.475 Unterstützer.