Westfälische Kirche entscheidet im Herbst über Kurschus-Nachfolge

Die Evangelische Kirche von Westfalen entscheidet im Herbst darüber, wer in der Nachfolge von Annette Kurschus das Präses-Amt übernimmt. Das beschloss eine Sondersynode am Samstag in Dortmund mit einer klaren Mehrheit von 85 Prozent der Stimmen. Zugleich werden mögliche Reformen des theologischen Leitungsamts der viertgrößten deutschen Landeskirche ins Auge gefasst: Das Präses-Amt solle „einer kritischen Betrachtung unterzogen werden“, heißt es in dem Beschluss.

Kurschus war im November von ihren Ämtern als westfälische Präses und als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zurückgetreten. Hintergrund waren Vorwürfe, sie sei mit einem Verdachtsfall von sexuellem Missbrauch an ihrem früheren Arbeitsort Siegen nicht ausreichend transparent umgegangen.

Die Kirchenordnung sieht vor, dass die Landessynode – das oberste Organ der westfälischen Kirche – bei einem vorzeitigen Ausscheiden der oder des Präses „spätestens auf der nächsten ordentlichen Tagung“ eine Neuwahl vornimmt. Auf der Sondersynode in Dortmund war auch über eine Verschiebung der Wahl und eine mögliche Reform des Präses-Amts vor einer Neuwahl diskutiert worden. Insgesamt fünf Vorschläge für das weitere Verfahren wurden diskutiert.

Nach dem Beschluss des Kirchenparlaments soll der oder die neue Präses beauftragt werden, „Teile der für ihn oder sie bestimmten Aufgaben dauerhaft an Stellvertretungen zu delegieren“. Hintergrund ist die Aufgabenfülle des Präses-Amts: In der westfälischen Kirche leitet die oder der Präses neben der Kirchenleitung auch die Landessynode und das Landeskirchenamt. Außerdem vertritt er oder sie die westfälische Kirche innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Ökumene sowie in der Öffentlichkeit.

Bis zur Neuwahl im November wird die zwei Millionen Mitglieder zählende Landeskirche weiterhin kommissarisch vom theologischen Vizepräsidenten Ulf Schlüter geleitet.