Die Toten sind noch nicht begraben, die Trauerfeier steht noch aus: So wird es laut einer Kirchenvertreterin noch dauern, bis in Solingen wieder Normalität einkehrt. Angesichts mancher Äußerungen zeigt sie sich besorgt.
Eine Woche nach dem Anschlag von Solingen ist nach Einschätzung von Ilka Werner noch keine Normalität in der Stadt eingekehrt. “Normalität gibt es sicher an immer mehr Stunden am Tag. Aber wenn man zum Fronhof kommt, ist dort immer noch dieses Blütenmeer. Da sind immer noch Medien”, sagte die Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Solingen dem Portal domradio.de am Samstag. “Im Grunde ist es auch klar, dass es noch nicht normal ist, denn die Toten sind noch nicht beerdigt.”
Am Sonntag gedenkt Solingen mit einer Trauerfeier der Opfer des Terroranschlags. Zu der um 11.00 Uhr beginnenden Veranstaltung im Theater der Stadt werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) erwartet. Im Anschluss erfolgen am Fronhof, dem Ort des Angriffs, eine Kranzniederlegung und eine Schweigeminute.
Sie glaube, dass der Besuch der Politiker guttun werde, sagte Werner: Es sei ein deutliches Signal. “Wir merken, wir sind nicht allein. Es wird Anteil genommen.” Dies zeige, “das ist nicht irgendein schmuddeliges Solingen, sondern eine lebendige Stadt in Deutschland”.
Sie habe zudem den Eindruck, dass “die offene Kirche unmittelbar neben dem Tatort in dieser Woche” vielen Menschen gut getan habe, sagte Werner. Auch seien die Teams von Notfallseelsorge und Stadtkirche sehr sichtbar gewesen. Um 17.00 Uhr findet am Sonntag in der evangelischen Stadtkirche ein “Konzert der Begegnung” statt.
Zugleich berichteten vor allem Frauen mit Migrationsgeschichte, dass sie die aktuelle Situation als sehr schwer und anstrengend erlebten. “Es wird ihnen vorgeworfen, irgendwie damit zu tun zu haben. Und sie empfinden es als mühsam, sich dann davon distanzieren zu müssen.” Die Superintendentin schilderte zudem Fälle, in denen Kirchenvertretern vorgeworfen werde, “sie wären selbst Schuld, weil sie Flüchtlingsschiffe schicken”.