Der Jurist und ausgebildete TV-Journalist Markus Söder hat nach eigenem Bekunden vor allem ein Gespür für Bilder. Seine Reden schreibt er aber auch selbst – als “Freund des geschliffenen Worts”, wie er es ausdrückt.
In einer aktuell bedrohten Demokratie sieht Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) “demokratische Publizistik und Politik gefordert wie nie in der Geschichte der Bundesrepublik – jeder für sich und doch gemeinsam. Gegenseitiger Respekt wäre sicher nicht schädlich”, sagte er im Interview der “Süddeutschen Zeitung” anlässlich ihres 80-jährigen Bestehens.
Es fühle sich ein wenig an wie am Ende der 1920er-Jahre, fügte er hinzu. Denn die wirtschaftliche Lage werde schwieriger, die politischen Ränder würden stärker und aggressiver: “Die Demokratie ist bedroht. Und der Druck, der im Inland spürbar ist, wird von außen verstärkt.”
Auch wenn die Bedeutung der Sozialen Medien zugenommen habe, hätten Qualitätsmedien heute noch eine Wirkung, betonte Söder: “Aber wirtschaftliche Probleme führen dazu, dass seriöser Journalismus abnimmt. Bei vielen Medien zählen nur noch Klicks und Quote.” Er selbst schätze Zeitungen wie die “Süddeutsche”, die das Geschehen noch mit Ruhe analysierten und einordneten. Der veränderte Nachrichtenzyklus von 24 Stunden ohne Pause und Redaktionsschluss habe vor allem die Medien selbst verändert: “Der Wettbewerb der Geschwindigkeit führt zum Verlust von Qualität.”
Auch für die Politik bedeute dies eine Herausforderung, so Söder weiter: “Heute ist die eine Schlagzeile noch gar nicht verarbeitet, da ist die nächste schon da.” Früher seien Pressekonferenzen so angesetzt gewesen, dass sie noch in die gedruckte Zeitung gekommen seien. Heute sei die gedruckte Ausgabe oft nur noch eine Zusammenfassung des digitalen Angebots.
Söder selbst liest nach eigenen Worten Zeitungen nur noch in digitaler Form. Er habe kein haptisches Verlangen mehr nach der Zeitung, die man unter dem Arm trage. “Auch wenn das Wischen auf dem Handy oder dem iPad dazu führen kann, dass man etwas überliest. Oder dass sich einem die Bedeutung eines Artikels nicht sofort erschließt”, räumte der Ministerpräsident ein.
Söder, der nach seinem Jura-Studium ein Volontariat beim Bayerischen Rundfunk machte und danach Fernsehredakteur war, verriet, dass er immer schon ein Gespür für Bilder gehabt habe. “Zeitung war nicht so meins. Radio wäre gegangen, weil ich eine ordentliche Stimme habe.” Dennoch schreibe er heute noch gern. Das gelte auch für seine Reden: “Nicht jedes Wort ausformuliert, aber weite Teile.” Die Redekunst sei entscheidend in der Politik. Als Freund des geschliffenen Wortes bedauere er, dass die junge Journalistengeneration den Humor nicht mehr so pflege. “Es ist eine Kunst, gut zu schreiben. Leider gibt es immer weniger Künstler in der deutschen Medienlandschaft.”