So läuft die Mission der „Sea-Watch 4“ ab

Am morgigen Freitag ist es so weit: Die „Sea-Watch 4“ sticht in Spanien in See. Hier gibt’s die wichtigsten Antworten zur Mission des Schiffs, das Flüchtlinge im Mittelmeer retten soll.

Vor dem Start übt die Crew Rettungsmanöver
Vor dem Start übt die Crew RettungsmanöverThomas Lohnes / epd

Frankfurt a.M./Burriana. Das erste überwiegend aus kirchlichen Spenden finanzierte Seenotrettungsschiff ist kurz vor seiner ersten Rettungsmission im Mittelmeer. Aus einer Petition der größten kirchlichen Laienbewegung, dem evangelischen Kirchentag, wird nun gut ein Jahr später Realität. Die wichtigsten Informationen zur Mission, zum Schiff und zum Seenotrettungsbündnis:

Wann beginnt die Mission?
Das aus kirchlichen Spenden mitfinanzierte Rettungsschiff „Sea-Watch 4“ soll am Freitag zu seiner ersten Rettungsmission aufbrechen. Bislang liegt das Schiff im spanischen Mittelmeerhafen Burriana, wo es in den vergangenen Monaten umgebaut worden ist. Wegen der Corona-Pandemie und des Lockdowns in Spanien verzögerte sich der Beginn der ersten Mission. Die „Sea-Watch 4“ hätte schon im April auslaufen sollen.

Was für ein Schiff ist die „Sea-Watch 4“?
Vor ihrem Einsatz als Seenotrettungsschiff war die „Sea-Watch 4“ ein Forschungsschiff und gehörte dem Land Schleswig-Holstein. Betrieben wurde die „Poseidon“ vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Das Schiff wurde 1976 gebaut, ist über 60 Meter lang und 11 Meter breit.

Wie viele Menschen kann das Schiff an Bord aufnehmen?
Die „Sea-Watch 4“ kann etwa 300 Flüchtlinge an Bord unterbringen. Bei akuten Notfällen können es für kurze Zeit aber auch bis zu 900 sein. Es wird auf dem Schiff einen Schutzbereich speziell für Frauen und Kinder geben und eine Krankenstation, die zwei Behandlungsplätze umfasst.

Wem gehört die „Sea-Watch 4“?
Ermöglicht wurde der Kauf durch das zivilgesellschaftliche Bündnis „United4Rescue“. Betrieben wird es nun von der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch, die Organisation ist seit der Schiffstaufe im Februar auch die Besitzerin. Das Schiff fährt unter deutscher Flagge.

Was ist das Bündnis „United4Rescue“?
Hinter dem Bündnis steht der Verein „Gemeinsam Retten e.V.“, der von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Sea-Watch gegründet wurde. Die Idee eines kirchlichen Seenotrettungsschiffs im Mittelmeer geht auf den evangelischen Kirchentag in Dortmund 2019 zurück. Im Dezember gründete der Verein das Bündnis „United4Rescue“ und rief zu Spenden auf. Im Januar ersteigerte „United4Rescue“ das Schiff für 1,3 Millionen Euro, darunter 1,1 Millionen Euro Spendengelder. Den Rest des Geldes gab Sea-Watch dazu.

Wer gehört dem Bündnis an?
Mittlerweile gehören dem Bündnis mehr als 550 Organisationen und Unternehmen an. Partner sind neben der EKD und Sea-Watch, andere Seenotrettungsorganisationen wie Mission Lifeline und Sea-Eye sowie weitere Nichtregierungsorganisationen wie „Ärzte ohne Grenzen“. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Diakonie und die Popband Revolverheld sind dabei. Außerdem ist das Bündnis ökumenisch und interreligiös. Neben zahlreichen Kirchengemeinden und der katholischen Laienbewegung „Wir sind Kirche“ zählen auch muslimische Verbände wie der Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland zu den Partnern. Unterstützung kommt auch aus der Wirtschaft, etwa vom Eishersteller Ben & Jerry’s und vom Berliner Kondomhersteller Einhorn.

Gibt es Kritik an dem Bündnis?
Es gibt eine breite Unterstützung für die kirchliche Initiative zur Seenotrettung. Grundsätzliche Kritiker der Seenotrettung wenden ein, dass die private Seenotrettung das Schleppergeschäft in Libyen unterstützt und Menschen überhaupt erst zur Flucht bewegt. Dazu schreibt „United4Rescue“ auf seiner Internetseite: „Der sogenannte Pull-Effekt hat keine faktische Grundlage.“

Kirchenintern gab es die Forderung, dass keine Kirchensteuern für das Schiff ausgegeben werden, weil einige Kirchenmitglieder das Schiff ablehnen. Leitende Geistliche haben wiederholt betont, das Schiff sei ausschließlich spendenfinanziert. Doch auszuschließen ist nicht, dass für die Spenden einzelner Landeskirchen Kirchensteuergeld verwendet wurde. Das wurde jedoch von den Kirchenparlamenten demokratisch bewilligt. Die EKD hat kein Kirchensteuergeld für das Schiff ausgegeben. (epd)