Skype-Anrufe für „letzte Gespräche“

Miriam Groß ist Pastorin der deutschen Gemeinde in New York City. Hier erzählt sie, was sie für Sterbende und ihre Angehörigen machen kann – und wie die Stadt jetzt zusammenrückt.

Miriam Groß in der Gemeindekirche St. Pauls in Manhattan (Archivbild)
Miriam Groß in der Gemeindekirche St. Pauls in Manhattan (Archivbild)Renate Haller / epd

New York. New York City ist das Zentrum der Corona-Pandemie: Bei mehr als acht Millionen Einwohnern werden hier aktuell etwa 170.000 Infizierte gezählt. Seit Wochen nun sorgt die beliebte Urlaubsmetropole damit für Schlagzeilen.

Mittendrin befindet sich Miriam Groß. Sie ist Pastorin der deutschen evangelischen Gemeinde in Manhatten. Im Gespräch mit dem Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen erzählt Groß, wie schwer es ihr als Seelsorgerin fällt, die verschärften Vorsichtsmaßnahmen auszuhalten – vor allem, wenn dann ein Gemeindemitglied im Sterben liegt.

„Wenn es eine von Covid-19 betroffene Person ist, dann wird diese Person leider isoliert, da ist man in New York sehr streng. Verstirbt diese Person zum Beispiel in einem Krankenhaus, so darf ich als Seelsorgerin nicht an das Krankenbett herantreten“, so Groß. Telefonate würden ermöglicht, auch Skype-Anrufe für „letzte Gespräche“. Das sei natürlich eine Situation, eine Wirklichkeit, die sich keiner wünsche. Man versuche den Sterbenden, so gut es in dieser extremen Situation eben ginge, ein würdiges Sterben zu ermöglichen. Auf keinen Fall würden Personen allein gelassen.

Gemeinde in finanzieller Not

Die Pastorin kümmert sich unter anderem um die Deutschen, die in der Stadt leben. Und da gebe es einiges, was die Menschen derzeit umtreibt – von der Frage einer Krankenversicherung über die Frage, möchte ich, darf ich, soll ich ausreisen, bis hin zu ganz klaren ökonomischen Auswirkungen.

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Ein Zusammentreffen mit ihren Gemeindegliedern vermeidet sie, wo es möglich ist – zum Schutz aller. „Ich versuche, soweit es möglich ist, die Gespräche telefonisch oder über Zoom zu führen. Da kann man trotzdem ganz gut eine Nähe und Vertrautheit erreichen“, meint Groß.

Wie viele Einzelpersonen ist auch die Kirchengemeinde durch die Situation in eine finanzielle Not geraten. „Wir haben einige Angestellte und ein Gebäude, das mit unterhalten werden muss. Und da habe ich derzeit mehr Fragen als Antworten. Aber ich denke, durch die gestärkte Gemeinschaft werden wir auch diese Zeit überstehen.“

New Yorker Spirit

Denn trotz aller Unsicherheiten und Ängste nimmt die Pastorin aber auch noch eine ganz andere Stimmung in der Stadt wahr: „Ich erlebe New York gerade von einer wunderschönen Seite. Wir bestärken uns, wo wir nur können.“ So habe sie selbst beispielsweise ihre Arbeit bei einer jüdischen Tafel verstärkt. Auch in New York gehen die Spenden zurück, und der Bedarf steigt. Es gebe aber auch viele großzügige Spenden, die sie sehr freuen.

„Zu sehen, dass die New Yorker, die ja durchaus einiges an Kummer gewohnt sind, zusammenrücken und sich helfen, das ist der New Yorker Spirit, und das stimmt mich in dieser schwierigen Situation auch sehr hoffnungsvoll“, so Groß.