Skandal um Ex-Caritas-Heim – Führungsfiguren zu Haft verurteilt
Fünfeinhalb Jahre Gefängnis – so lautet das Urteil gegen den Bürgermeister von Seeg im Allgäu. Dem CSU-Politiker war vorgeworfen worden, unter dem Namen Caritas gesetzeswidrig Kasse gemacht zu haben.
Entscheidung im Betrugsskandal um ein Ex-Caritas-Heim in Seeg im Allgäu: Das Landgericht Nürnberg-Fürth hat den Seeger Bürgermeister Markus Berktold (CSU) laut Medienberichten am Donnerstag zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Ebenfalls verurteilt wurde demnach der frühere Leiter der Pflegeeinrichtung – er muss für drei Jahre und elf Monate ins Gefängnis. Vorgeworfen worden war den Männern unter anderem, via Scheinrechnungen Corona-Hilfen erschlichen und dadurch einen Schaden in Millionenhöhe verursacht haben. Berktold war überdies Untreue zur Last gelegt worden. Die Gerichtsentscheidung ist noch nicht rechtskräftig.
Das betroffene Pflegeheim in Seeg ist seit Ende 2020 keine kirchliche Einrichtung mehr, wie der Augsburger Diözesan-Caritasverband auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mitteilte. Bis dahin habe es die Caritas-Stiftung Seeg über eine eigene Tochter-Gesellschaft unter Führung Markus Berktolds betrieben. 2020 habe diese Gesellschaft das Haus als stationäre Einrichtung geschlossen.
In einem Neubau seien dann zwei Wohngruppen mit rund 20 Bewohnerinnen und Bewohnern untergebracht worden. Dadurch sei die kirchliche Trägerschaft erloschen. Denn der Pflegebetrieb in dem neuen Haus sei von eigens gegründeten Gesellschaften übernommen worden, in denen etwa kein kirchliches Arbeitsrecht mehr gegolten habe und in denen auch kein kirchliches Personal mehr beschäftigt worden sei.
Seit Oktober 2023 werde der Pflegebetrieb der beiden Wohngruppen in Seeg von der Ökumenischen Sozialstation Marktoberdorf gewährleistet, so der Caritasverband weiter. An dieser Sozialstation sei der Caritasverband mittelbar beteiligt. Die Pflegekräfte in Seeg würden nun wieder nach Caritas-Tarif bezahlt.
Zudem werde die Caritas-Stiftung Seeg – ein eingetragener Verein – mittlerweile nicht mehr von Markus Berktold geführt, vielmehr habe es Vorstandsneuwahlen gegeben. Vom zwischenzeitlich erwogenen Ausschluss des Caritas-Vereins aus dem Caritasverband und dem Verbot der Nutzung des Namens Caritas durch den örtlichen Verein könne man deshalb nun zum Glück absehen. Der Verein beschränke sich aktuell auf die Bewirtschaftung seiner Immobilie, die weiter für soziale Zwecke verwendet werde.