Sie sammeln Krippen aus aller Welt

Sie stammen aus Afrika, Amerika und sogar aus Australien: Krippen aus aller Welt sammeln Christel und Hans-Joachim Paffenholz. Bis zu diesem Sonnabend stellen sie die schönsten Exemplare aus. Die Vielfalt beweist: Alle Welt erzählt von Jesus – und wie!

Christel und Hans-Joachim Paffenholz mit ihren Krippen
Christel und Hans-Joachim Paffenholz mit ihren KrippenStefan Mayr

von Sybille Marx
Grimmen. Ziemlich haarig sieht es aus, dieses Jesuskind in der Krippe. Dann die schwarze Nase, die schwarzen Krallen, die teddyartigen Ohren. Es ist unverkennbar: Jesus war ein Koalabär – jedenfalls, wenn man der australischen Weihnachtskrippe glaubt, die Christel und Hans-Joachim Paffenholz vom 3. bis 5. Dezember in der Marienkirche von Grimmen zeigen, bei einer großen Krippenausstellung, die sie zusammen mit einem weiteren Ruhestands-Paar aus der Stadt organisieren.
Im alten Zollhaus der Stadt leben die Paffenholz‘, beinahe jeder Zentimeter Wand ist bei ihnen mit Kunst bedeckt – mit Gemälden, aber auch Krippen-Reliefs oder Exemplaren, die sich wie Flügelaltäre aufklappen lassen. Die berühmte Bibelgeschichte von Jesu Geburt, Maria und Joseph an der Krippe und dem Besuch der Heiligen drei Könige – in zig Versionen ist sie hier zu sehen. „Dieses Sammeln ist schon fast eine Sucht“, sagt Hans-Joachim Paffenholz.

Teufel mischt sich unters Volk

Ursprünglich wollte er seinen drei Kindern einfach etwas Schönes von einer Dienstreise mitbringen, erzählt der 73-jährige Wirtschaftsprofessor im Ruhestand. „Ich habe damals an der Uni Duisburg/Essen gearbeitet,und wir hatten eine Kooperation mit der Wirtschaftshochschule in Krakau.“ Beim polnischen Künstler Karol Muskiet fragte er 1982 an, was es kosten würde, Figuren schnitzen zu lassen. „Als ich den Preis hörte, habe ich sofort gesagt: Das mache ich.“
So kam Paffenholz mit drei ersten Figuren nach Hause, den Heiligen Drei Königen. Auffallend bunt sind sie, groß wie Gartenzwerge, lebendig in Gesichtern und Gesten. Jedes Jahr folgten weitere, inzwischen gehören über 40 Stücke zum Ensemble – darunter auch der erwachsene Jesus, der sein Kreuz auf dem Rücken trägt. „Typisch für polnische Krippen“, erklärt Paffenholz: dass die Passion ebenfalls gezeigt werde. Auch der Teufel und der Tod mischten sich gern unters Volk.

Indianer unter den Heiligen Drei Königen

Die Idee, Jesu Geschichte im Advent nachzustellen, kommt allerdings nicht aus Polen. Der heilige Franz von Assisi gilt als Erfinder, wie auch im Flyer zur Krippen-Ausstellung Grimmen steht. 1223 habe er mit lebenden Hirten und Tieren in einer Höhle an die Geburt Jesu erinnert. Ab 1562 hätten Klöster und Kirchen dann angefangen, Krippenfiguren zu bauen – über die Jahrzehnte immer prunkvoller. „Der österreichische König Franz Joseph II. hat das irgendwann verboten, weil die Krippe ja eigentlich für Armut stehen sollte“, sagt Paffenholz. So zog diese längst beliebte Kunstform im 20. Jahrhundert in die Privathäuser.
Hans-Joachim Paffenholz ließ es bei polnischen Exemplaren nicht bewenden. Auch von einem Gastsemester in Louisiana am Mississippi importierte er ein Exemplar. Statt Schafen, Ochs und Esel beleben Gürteltier, Waschbären und Krokodil die Szenerie. Jesus liegt in einem Fischerkahn, zu den Heiligen Drei Königen gehört ein Indianer… „Das ist das Reizvolle“, findet Hans-Joachim Paffenholz: „Dass jedes Land die Geschichte anpasst an die eigenen Lebensbedingungen.“ Eben das soll die Ausstellung in der Kirche deutlich machen, sagen auch Ruhestandspastor Heinz Wenzel und seine Frau Dorothea.
Zum dritten Mal in Folge wollen sie zusammen mit Paffenholz‘ einen Teil ihrer privaten, 300 Stück umfassenden Sammlung öffentlich machen. Eine der kleinsten Krippen, die sie besitzen, passt in eine samtrote, sternförmige Schachtel, so groß wie ein Ringkästchen. „Die hat uns die Kantorin aus dem Türkei-Urlaub mitgebracht“, erzählt Heinz Wenzel.

Kinder zur Eröffnung eingeladen

Den Schwerpunkt sollen allerdings Krippen aus Afrika bilden, 40, 50 verschiedene. Alle anderen Kontinente sollen mit mindestens einer Krippe vertreten sein. „Wir wollen zeigen, dass Jesus von Nazareth eine weltweite Bewegung ausgelöst hat – und dass das Evangelium überall in die jeweilige Lebenswelt übersetzt werden muss“, erklärt Wenzel. Während mancher Missionar früher versucht habe, fremden Völkern den christlichen Glauben in seiner Form aufzuzwängen, zeigten die Krippen, dass jedes Volk auf seine eigene Weise von Jesus erzähle. „Engel können auch schwarz sein“, steht darum im Flyer. Und: Der Krippen-Brauch verbinde die Erdteile.
Damit möglichst viele Menschen die Ausstellung sehen, wurden Grundschulkinder zur Eröffnung eingeladen. Eine selbst gebaute Krippe wollen diese Schüler mitbringen. Drei weitere Leute aus dem Ort haben Stücke beigesteuert, außerdem gibt‘s Aktionen zu den Öffnungszeiten (siehe unten). Pastor Wolfgang Schmidt von der Mariengemeinde sagt: „Es ist eine große Freude, dass so eine Ausstellung möglich ist, denn auch die kann neue Menschen in die Kirche ziehen.“ Nicht nur einmal soll es in den Vorjahren passiert sein, dass gebürtige Grimmer für die Ausstellung die Kirche betraten und sagten: „Hier waren wir noch nie drin.“
Programm zur Krippenausstellung:
Donnerstag, 3. Dezember: 10 Uhr Eröffnung; 12.05 Uhr Musikalisches Mittagsgebet; 14 Uhr Kerzenziehen, 18 Uhr Abschluss mit Jagdhornbläsern.
Freitag, 4. Dezember: 11 Uhr Öffnung, 12.05 Mittagsgebet, 14 Uhr Kerzenziehen, 18 Uhr Abschluss mit Stadtchor;
Sonnabend, 5. Dezember: 11 Uhr Öffnung, 12.05 Mittagsgebet, 17 Uhr Adventsmusik im Kerzenschein.