Shalompreis 2024 für indisches Projekt gegen Zwangsarbeit

Menschen, die 22 Stunden am Tag schuften müssen – gibt es nicht? Doch, in Indien. Und die Produkte werden in Deutschland gern gekauft. Diesen Skandal nimmt ein in Eichstätt vergebener Menschenrechtspreis in den Blick.

Ein indisches Projekt gegen Schuldknechtschaft erhält den Shalompreis 2024. Wie der Eichstätter Shalom-Arbeitskreis für Gerechtigkeit und Frieden am Wochenende mitteilte, wird diesmal die Organisation Jeevika ausgezeichnet. Diese sei seit 1988 im Bundesstaat Karnataka im Südwesten Indiens aktiv und habe seither rund 30.000 Menschen aus Lebensverhältnissen befreit, die der Sklaverei gleichkommen.

Der seit 1981 vergebene Shalompreis gilt als einer der höchstdotierten Menschenrechtspreise in Deutschland und finanziert sich nur aus Spenden. In den vergangenen Jahren kamen jeweils um 30.000 Euro zusammen. Verliehen werden soll der Preis am 9. Juni in der Katholischen Universität.

Schuldknechtschaft ist laut Mitteilung in Indien seit 1976 verboten. Das Gesetz werde aber lokal oft nicht beachtet. Internationale Organisationen die Zahl der Betroffenen in dem Land auf elf Millionen: Wegen zu niedriger Löhne in der Landwirtschaft, in Steinbrüchen, Ziegeleien oder auf dem Bau nähmen sie bei privaten Geldverleihern Kredite auf. Im Gegenzug müssten sie in deren Betrieben oder Haushalten arbeiten.

In einigen Branchen erstrecke sich Schuldknechtschaft faktisch auf ganze Familien einschließlich von Kleinkindern. Die Arbeitszeiten reichten bis zu 22 Stunden am Tag. Nicht selten seien die Betroffenen gefährlichen Tätigkeiten oder Schadstoffen ausgesetzt. Oft dürften sie Haus und Hof nicht verlassen. Wer sich wehre, müsse mit Schikanen rechnen. Häufig komme es zu Gewalt von Schlägen bis hin zum Mord.

Jeevika unterstützt der Mitteilung zufolge Menschen in den Dörfern Karnatakas darin, Abhängigkeiten aufzubrechen. Bis zur Freilassung könne es Jahre dauern. Außer der direkten Zuwendung zu Betroffenen dränge die Organisation auf politische Veränderungen. Dabei habe Jeevika bereits erreicht, dass die befreiten Personen deutlich höhere staatliche Kompensationszahlungen erhielten.

Der Arbeitskreis Shalom wies darauf hin, dass hinter vielen in Deutschland verkauften Produkten aus Indien menschenunwürdige Arbeitsbedingungen steckten, nicht selten auch Schuldknechtschaft. Dies gelte für Grabsteine, Küchenplatten, Textilien, Fußbälle und Feuerwerkskörper.