Serben protestieren gegen UN-Völkermord-Resolution

Selten war der Widerstand gegen einen Gedenktag für Kriegsopfer so groß wie derzeit in Bosnien. Allerdings: Es protestiert nur eine der Volksgruppen.

In Bosnien-Herzegowina haben am Donnerstagabend Tausende ethnische Serben gegen eine geplante UN-Resolution demonstriert. Der Entwurf, über den im Mai abgestimmt werden soll, sieht die Anerkennung des Massakers von Srebrenica 1995 als Völkermord sowie einen entsprechenden internationalen Gedenktag vor. Einige ethnische Serben fürchten, damit kollektiv als Täter abgestempelt zu werden.

Angeheizt wurde die Stimmung bei der Kundgebung in der bosnischen Teilrepublik Republika Srpska vom lokalen Serben-Führer Milorad Dodik. Er erklärte, die Resolution werde den Vielvölkerstaat Bosnien auf Dauer entzweien. Man wolle nicht in einem Staat leben, in dem Serben als völkermörderisch angesehen würden. Weiter drohte der Präsident der Republika Srpska abermals mit einer Abspaltung seiner Entität und einem Anschluss an Serbien.

Zu der Demonstration in der Regionalhauptstadt Banja Luka waren laut serbischen Medien Bewohner aus der ganzen Teilrepublik angereist. Auch mehrere Regierungspolitiker aus Belgrad nahmen demnach teil, darunter die serbische Parlamentspräsidentin und frühere Ministerpräsidentin Ana Brnabic. Die geplante UN-Resolution spaltet die Öffentlichkeit seit mehreren Tagen in ein pro-westliches und ein pro-serbisches, pro-russisches Lager. Deutschland und Ruanda gelten laut UN-Kreisen als Initiatoren der Resolution.

Das Massaker von Srebrenica gilt als tragischer Höhepunkt des Bosnienkriegs (1992-1995). Binnen weniger Tage tötete damals die bosnisch-serbische Armee unter Führung von General Ratko Mladic mehr als 8.000 muslimische Bosniaken, größtenteils Jungen und Männer. Etwa die Hälfte der Bosnier sind überwiegend muslimische Bosniaken, 31 Prozent orthodoxe Serben und 15 Prozent katholische Kroaten.