Selbstbewusst im Gespräch

Rheinische Kirche diskutiert über den Dialog mit dem Islam. Mitgliederschwund soll durch stärkere Einbeziehung junger Menschen gemildert werden

DÜSSELDORF – Der Dialog mit dem Islam und nötige Veränderungen der Kirche beschäftigen die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland auf ihrer anstehenden Jahrestagung. Das Kirchenparlament der knapp 2,6 Millionen Protestanten zwischen Niederrhein und Saar berät vom 7. bis 12. Januar im rheinland-pfälzischen Kurort Bad Neuenahr darüber, wie sich die Kirche flexibler und schlanker aufstellen und zugleich jungen Leuten mehr Einfluss geben kann. Hauptthema der einwöchigen Beratungen ist der Umgang mit Muslimen.
Die zweitgrößte deutsche Landeskirche wolle eine gemeinsame theologische Haltung finden und eine solide Basis für christlich-muslimische Begegnungen schaffen, erläuterte Oberkirchenrätin Barbara Rudolph in Düsseldorf. An der kirchlichen Basis gebe es zudem einen großen Bedarf an praxisnahen Anleitungen für gemeinsame Veranstaltungen. Ein Positionspapier sieht vor, den christlich-muslimischen Dialog zu vertiefen und auch in schwierigen Situationen daran festzuhalten.
Die Vorlage wirbt für eine wertschätzende und respektvolle Haltung gegenüber „dem religiös Anderen und seinem Glauben“. Ziel des Dialogs sei nicht die Mission von Muslimen, „sondern das gegenseitige Kennenlernen, das gemeinsame Handeln, das Aushalten von Differenzen sowie eine vertiefte Wahrnehmung der je eigenen Tradition“. Die Christen sollten gleichwohl ihren eigenen Glauben im Gespräch mit Muslimen erklären und begeistert zur Sprache zu bringen. Wenn sich Muslime taufen lassen wollten, sei dies ein Grund zur Freude.
Angesichts des anhaltenden Mitgliederschwunds durch die allgemeine Bevölkerungsentwicklung will die rheinische Kirche junge Menschen stärker ins kirchliche Leben einbeziehen und ihnen mehr Einfluss geben. Dazu ist unter anderem eine Jugendsynode im Januar 2019 geplant. Junge Menschen seien nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart der Kirche, betonte Oberkirchenrat Klaus Eberl. Auf der Synode soll auch ein Jugendbericht verabschiedet werden.
Um auf neue Herausforderungen schneller reagieren zu können, soll nach den Worten von Präses Manfred Rekowski flexibler mit den Strukturen umgegangen werden. Ein „Erprobungsgesetz“ soll etwa die Realisierung alternativer Gemeindeformen wie Jugendkirchen erleichtern. Gemeinden und Gruppen sollen zeitlich und örtlich begrenzt von Kirchengesetzen abweichen können, um beispielsweise ein vereinfachtes Wahlverfahren bei einer Presbyteriumswahl zu erproben. Rekowski sprach von einer „Experimentierklausel“, um etwas Neues auszuprobieren zu können, ohne dabei „den ganzen großen Tanker unserer Kirche“ zu bewegen.
Die Synode entscheidet auch über die Nachfolge von Klaus Eberl, der sein Amt als Leiter der Bildungsabteilung aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig abgibt. Zur Wahl stehen die Studienleiterin in der Evangelischen Akademie Villigst in Schwerte, Pfarrerin Sabine Federmann, und die Düsseldorfer Superintendentin Henrike Tetz.
Die rheinische Kirche ist die zweitgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland und erstreckt sich über Teile von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen. Die Landessynode besteht aus 210 stimmberechtigten Mitgliedern sowie beratenden Vertretern und Gästen. epd