Segnungen Homosexueller auch in Südafrika

Katholische Priester dürfen neuerdings homosexuelle Paare segnen. Die Öffnung des Vatikans hat Kritik ausgelöst, vor allem in Afrika. Aus Südafrika kommen aber auch andere Stimmen.

Erneut haben sich einzelne afrikanische Bischöfe offen gegenüber Segnungen für homosexuelle Paare gezeigt. Die Südafrikanische Bischofskonferenz sprach während ihrer kürzlich abgehaltenen Vollversammlung über die Vatikan-Erklärung „Fiducia supplicans“, die katholischen Priestern erstmals solche Segnungen erlaubt. Die Erklärung solle in Südafrika „auf umsichtige Weise“ umgesetzt werden, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung der Bischofskonferenz.

Was das genau bedeutet, erklärte der Sprecher der Südafrikanischen Bischofskonferenz, Kardinal Stephen Brislin, auf einer Pressekonferenz. Laut einem Bericht des von Jesuiten herausgegebenen „America Magazin“ sagte Brislin, es sei dem jeweiligen Ortsbischof überlassen, wie er das Dokument in seiner Diözese umsetze. „Das ist ziemlich klar, denn es handelt sich um ein seelsorgerisches Thema und nicht um ein lehramtliches Thema“, erläuterte Brislin. Diese Position sei keine Kritik an Bischöfen in anderen Ländern. Jeder müsse gemäß der eigenen Situation vor Ort handeln.

Der gesamt-afrikanische Bischofsrat SECAM hatte am 11. Januar eine klar ablehnende Stellungnahme veröffentlicht. Die Vatikan-Erklärung habe eine „Schockwelle“ auf dem afrikanischen Kontinent ausgelöst, schrieb SECAM-Präsident Kardinal Ambongo Besungu (Kinshasa) nach einer Befragung aller afrikanischen Bischofskonferenzen. Segnungen von homosexuellen Paaren könnten auf dem Kontinent nicht durchgeführt werden, sie widersprächen den kulturellen Gepflogenheiten.

Wenige Tage später wich die fast ausschließlich aus Europäern bestehende Nordafrikanische Bischofskonferenz CERNA von dieser Position ab und erklärte, über das Thema der Segnungen müsse auf weltkirchlicher Ebene noch einmal gesprochen werden. „Fiducia supplicans“ bekräftige das Bild eines barmherzigen Gottes, ohne dabei die Lebensweisen von gleichgeschlechtlichen Paaren zu billigen.

In Nordafrika (ohne Ägypten) gibt es weniger als 100.000 Katholiken. In Südafrika zählt die katholische Kirche rund 3,5 Millionen Mitglieder, in ganz Afrika sind es etwa 270 Millionen.