Nicht jeder Tod trifft mitten ins Herz – zum Beispiel dann, wenn das Verhältnis eher schwierig war. Eine Seelsorgerin erklärt, wie trotzdem ein versöhnlicher Abschied gelingen kann.
Der allzu aufdringliche Schwiegervater oder die stets nörgelnde Tante: Der Tod eines eher ungeliebten Angehörigen stellt nicht wenige Menschen vor Herausforderungen. Wichtig sei in so einer Situation, aufkommende Gefühle zuzulassen, sagte die Lübecker Krankenhausseelsorgerin Anne Wehrmann-Kutsche am Mittwoch im Deutschlandfunk. Wer etwa eine gewisse Erleichterung über den Todesfall empfinde, fühle sich schnell schuldig. “Dabei ist es ja erstmal nur ein Gefühl.”
Manchen helfe es, der verstorbenen Person einen Brief zu schreiben – oder ihr Grab vielleicht trotz allem zu besuchen. “Es ist wichtig, sich nicht von Konventionen einmauern zu lassen”, betonte die Pastorin. Das Ziel sei, die Situation gut sein zu lassen – “oder vielleicht auch nur halbgut”.
Auch Wut könne aufkommen, ebenso unerwartete Traurigkeit, sagte Wehrmann-Kutsche. Bei der Entscheidung, ob man die Beerdigung besuche, könne die Frage helfen, wem man damit helfe: vielleicht sich selbst oder anderen Hinterbliebenen. Ebenso könne man die Problematik in einer Trauerkarte benennen und etwa so etwas schreiben wie: “Auch wenn es zwischen xy und mir immer sehr schwierig war, weiß ich, dass ihr sehr traurig seid, und das tut mir sehr Leid.” Wer jedoch merke, dass ihm auch die Empfängerinnen und Empfänger einer solchen Karte letztlich nicht viel bedeuten würden, könne auch davon absehen.
Für einen Pastor oder eine Trauerrednerin sei der Umgang mit solchen Situationen ebenfalls herausfordernd. “Wenn es gut läuft, dann findet die Person, die dieses Leben nochmal deutet, Formulierungen, die Schwierigkeiten sehr wohl aufgreifen und bei denen alle wissen, was gemeint ist”, erklärte die Seelsorgerin. Wichtig sei jedoch, dass am Sarg keine Abrechnung stattfinde – es gelte, sowohl die Würde der oder des Verstorbenen zu wahren als auch den Anwesenden gerecht zu werden.