Sechs Bücher erhalten Deutschen Jugendliteraturpreis

Vor mehr als 1.500 Gästen hat Bundesfamilienministerin Lisa Paus auf der Frankfurter Buchmesse den Deutschen Jugendliteraturpreise verliehen. Die thematische Bandbreite der ausgezeichneten Titel ist groß.

Sechs Kinder- und Jugendbücher sind am Freitagabend auf der Frankfurter Buchmesse mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet worden. Den mit 12.000 Euro dotierten Sonderpreis für das Gesamtwerk Übersetzung erhielt der Rolf Erdorf. Er hat rund 200 Titel aus dem Niederländischen ins Deutsche übertragen, die sämtliche Sparten der Kinder- und Jugendliteratur umfassen. Fein abgestimmt mit dem Original und zugleich auf Augenhöhe mit den Leserinnen und Leser treffe er immer den richtigen Ton. “Das ist Übersetzerhandwerk in vollendeter Form”, lobte die Sonderpreisjury.

Als bestes Bilderbuch wurde der Titel “Wünsche” (Horami) ausgezeichnet. In einem eindrücklichen Zusammenspiel von poetischem Text und starker Bildsprache erzählten die Autorin Muon Thi Van und die Illustratorin Victo Ngai eine Fluchtgeschichte aus Südvietnam, die auf der Familiengeschichte der Autorin basiere.

Sieger in der Kategorie Kinderbuch ist der Roman “Wolf” (Carlsen) von Sasa Stanisic. Darin geht es um einen Mobbing-Vorfall unter Jugendlichen in einem Waldcamp. Trotz der Schwere des Themas besteche der Roman durch seinen Wortwitz. Die schwarz-gelben, scharf konturierten Illustrationen von Regina Kehn gäben weitere Impulse zum Nachdenken, hieß es.

In der Sparte Jugendbuch setzte sich der Roman “Kurz vor dem Rand” (Jacoby & Stuart) von Eva Rottmann durch. Im Mittelpunkt steht die Skaterin Ari, die mit ihrem Vater in einer Hochhaussiedlung wohnt. “Ein herausragender Coming-of-Age-Roman, der Jugend in all ihren Facetten ernst nimmt”, urteilte die Jury.

In der Sparte Sachbuch überzeugte der dokumentarische Comic “Games. Auf den Spuren der Flüchtenden aus Afghanistan” (Splitter). In Comic-Sequenzen – angereichert durch Infografiken und Sachtexte – schildere Autor und Illustrator Patrick Oberholzer die Fluchterfahrungen von fünf Menschen aus Afghanistan.

Die Jugendjury zeichnete Alice Winns historischen Roman “Durch das große Feuer” (Eisele) aus. In bewegender Weise erzähle der Roman von der heimlichen Liebesbeziehung zweier Freunde vor dem Hintergrund ihrer Erlebnisse an der Front des Ersten Weltkrieges.

Den Sonderpreis “Neue Talente” gewann Astrid Bührle-Gallet, die mit ihrer Übersetzung der französischen Novelle “Möge der Tigris um dich weinen” (Orlanda) einen klugen und sprachlich überzeugenden Text vorgelegt habe. Die Autorin Emilienne Malfatto erzählt darin vom Schicksal einer unehelich schwanger gewordenen jungen Frau im ländlichen Irak.

Stifter des Deutschen Jugendliteraturpreises ist das Bundesjugendministerium, Ausrichter ist der Arbeitskreis für Jugendliteratur. Die Auszeichnung wird seit 1956 für herausragende Kinder- und Jugendbücher vergeben und ist mit insgesamt 72.000 Euro dotiert. Bis auf den Sonderpreis Gesamtwerk sind alle weiteren Auszeichnungen mit einem Preisgeld von 10.000 Euro verbunden. Zudem erhalten alle Preisträgerinnen und Preisträger eine Skulptur, die bronzene Momo.