Sea-Eye: Humanitäre Krise im Mittelmeer ist ungelöst

Zehn Jahre nach dem Ende der italienischen Marineoperation „Mare Nostrum“ fordert die Hilfsorganisation Sea-Eye eine staatliche Mission zur Rettung Geflüchteter im Mittelmeer. Seit dem Ende der Operation seien mehr als 27.000 Menschen auf dem Mittelmeer ums Leben gekommen oder sie werden vermisst, erklärte der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler am Donnerstag in Regensburg. Die Europäische Union müsse „endlich in die Verantwortung für die humanitäre Katastrophe im Mittelmeer zurückkehren und menschenrechtsbasierte Lösungen finden“.

Es brauche eine staatliche Marineoperation mit dem Ziel, „so viele Menschenleben wie möglich zu retten“, unterstrich Isler. Für die EU gehörten die vielen Toten zu einem „brutalen Kalkül der Abschreckung“, kritisierte der Sea-Eye-Vorsitzende.

Die Marineoperation „Mare Nostrum“ war im Oktober 2013 von Italien ins Leben gerufen worden. Im November 2014 wurde die Mission von der europäischen Operation „Triton“ abgelöst, bei der jedoch die Überwachung der Grenzen und das Vorgehen gegen Schlepper im Vordergrund stand. Bis heute gibt es keine staatliche getragene Mission zur Rettung von Flüchtlingen und Migranten im Mittelmeer.

Lediglich die Schiffe privater Hilfsorganisationen, unter anderem von Sea-Eye, halten nach Flüchtlingsbooten Ausschau. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen allein seit Beginn dieses Jahres 1.643 Flüchtlinge und Migranten bei der Fahrt übers Mittelmeer ums Leben oder sie werden vermisst. (00/3273/01.11.2024)